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Die Persönlichkeit entwickeln: das Grundlagentraining

Echte Führungsspieler, die auf und neben dem Spielfeld Verantwortung übernehmen, sind rar gesät. Doch welche Qualitäten zeichnen eine Spielerpersönlichkeit überhaupt aus? Und wie kann man diese in einem lang­fristigen Ausbildungskonzept fördern und entwickeln? In dieser Mini-Serie zum Persönlichkeitsentwicklung betrachten wir das Grundlagen-, Aufbau- und Leistungstraining.

Bambini, F- und E-Junioren bilden den Grundlagenbereich, in dem Kinder von 4 bis 11 Jahren aktiv sind. In dieser Phase des Vorschul- und frühen Schulkindalters befindet sich das Kind in allen Lebensfragen in Abhängigkeit vom Erwachsenen, der damit den notwen­digen Schutzraum für eine optimale Entwicklung bietet. Kinder in dieser ­Altersgruppe sind von einer einnehmenden Offenheit und Loyalität, können aber auch urplötzlich emotional werden. Sie leben intensiv in der Gegenwart und nehmen ihre Welt häufig als selbstverständlich hin. Daher bildet die Kindheit eine äußerst sensible Phase für die Entwicklung von Werten und Einstellungen sowie den Prozess des Lernens im Allgemeinen. Im Gegensatz zu früher werden Kinder heutzutage durch zahlreiche Medienbotschaften und zum Teil fragwürdige Wertevorstellungen in der Gesellschaft miterzogen. Um diesen Umständen sowie den Bedürfnissen der Kinder nach Liebe und Geborgenheit, nach Lob und Anerkennung sowie nach Verantwortung und Selbstständigkeit gerecht zu werden, ist weder zu starke Behütung noch totale Freiheit angemessen. Die Bedürfnisse der Kinder in der Welt von heute sprechen vielmehr für eine beschützende Hilfe einerseits und eine freigebende Hilfe andererseits.


Pädagogische Ziele

Das sollten Kinder im Schulkindalter lernen!

  • Ganzheitliche Ausbildung von Körper, Geist und Seele
  • Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls: Ich kann das!
  • Verantwortungsbewusstsein für sich selbst und andere: ich kümmere mich!
  • Kommunikative Kompetenz: Ich höre zu und spreche für mich selbst!

Werte und Einstellungen vermitteln

Bambini, F- und E-Junioren haben vielfältige Bedürfnisse, die weit über die Vermittlung sportlicher Fähigkeiten hinausgehen. Kinder brauchen Liebe und Geborgenheit. Sie wollen verstanden, ermutigt und gelobt werden. Gleichzeitig benötigen sie Freiräume, um Aufgaben selbstständig zu lösen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Wichtigstes Ziel im Grundlagenbereich ist es, Kinder zu widerstandsfähigen, selbstbewussten und verantwortungsvollen Persönlichkeiten zu ­erziehen. Ein gesundes Selbstbewusstsein resultiert dabei aus dem Erkennen eigener Stärken. Es wirkt motivierend und steigert die Zuversicht, erfolg­reich zu sein. Und nur wer sich selbst vertraut, kann letztlich auch Verantwortung übernehmen und Mitspielern helfend zur Seite stehen. Voraussetzung hierfür ist ein gewisses Maß an kommunikativer Kompetenz. Die eigene Meinung mitteilen zu können, aktiv zuzuhören und andere Meinungen zu akzeptieren sind hierbei besonders wichtige Elemente.


Sportliche Schwerpunkte

Ausbildungsinhalte im Kindertraining

  • Umfassende Allgemeinausbildung: Vielseitiges Bewegungslernen
  • Spielerisches Heranführen an die fußballspezifischen Grundtechniken
  • Spaß am Fußballspielen: Entwicklung einer ersten Spielfähigkeit
  • Kennenlernen eines sozialen Gruppenverhaltens

Der Einstieg in den Fußball

Das Grundlagentraining stellt den kindgerechten und vor allem spielerischen Einstieg in einen langfristig angelegten Ausbildungsprozess dar. Dem Kindertraining als erste Ausbildungsstufe kommt ­dabei eine besondere Bedeutung zu. Wichtig ist, dass die Trainingsinhalte und das Wettkampfsystem der biologischen Entwicklung und Psyche der Kinder entsprechen, damit diese durch Spaß und ­Erfolgserlebnisse an den Sport gebunden werden. Ein großer Teil der Trainingszeit mit Kindern sollte dem allgemeinen Bewegungslernen durch vielfältige spielerische Aufgaben zur Verbesserung der Koordination (Orientierung, Differenzierung, Reaktion und Gleichgewicht), Schnelligkeit und Beweglichkeit dienen. Darüber hinaus hat das Grundlagentraining natürlich auch das spielerische Erlernen der Grundtechniken bis zur Grobform und das Anwenden dieser Techniken in einfachsten taktischen Zusammenhängen zum Ziel. Dies gewährleisten viele kleine Spiele auf kleinen Spielfeldern, auf mehrere Tore und in Gleich-, Unter- und Überzahl.


Pädagogische Leitlinien

Konkrete Handlungsanweisungen für Kindertrainer

  • Beziehungsebene: Baue ein Vertrauensverhältnis zu den Kindern auf!
  • Konfliktsituationen: Greife Probleme auf und löse sie mit den Kindern!
  • Trainingsgestaltung und Lernen: Beteilige die Kinder am Lernprozess!
  • Elternkontakte: Pflege den regelmäßigen Austausch mit den Eltern!

Vertrauen als Basis

Leitlinien sind konkrete Handlungsempfehlungen, die im Training, vor und nach dem Spiel, in Gesprächen und im ­Umgang mit den Eltern umgesetzt werden können. Auf der Beziehungsebene ist es zunächst einmal wichtig, ein Vertrauensverhältnis zu den Kindern aufzubauen. Das bedeutet vor allem stets ein aufmerksamer und verlässlicher Ansprechpartner zu sein, den Kindern ­geduldig ­zuzuhören und sich auch für ihr Leben außerhalb des Fußballs zu ­interessieren. Dabei darf der Trainer keine Unterschiede ­machen: ­Alle Kinder sind gleich wichtig! In Sachen Höflichkeit und Respekt ist der Trainer Vorbild. Er setzt ­bestimmte Umgangsformen, Begrüßungs- und Verabschiedungs­rituale konsequent um und schafft eine freund­liche Atmosphäre. In Konfliktsituationen informiert er sich gründlich, bevor er ­eine Entscheidung trifft, und begründet diese. Grundsätzlich ist jeder Konflikt auch eine Lernsituation, in der die Kinder soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit demonstrieren können.


Die richtige Trainingsgestaltung

Grundlagentraining muss Spaß und Freude bereiten. Den Kindern daher ein abwechslungsreiches und vielfältiges Training anbieten, das auch sportartübergreifende Elemente beinhaltet und sie aktiv in den Ablauf mit einbezieht. Der Trainer formuliert dazu möglichst häufig offene Aufgabenstellungen und wählt die Anforderungen so, dass die Kinder diese auch erfüllen können. Fehler werden von ihm nicht bestraft, sondern in einer Form korrigiert, die gleichzeitig Verständnis, Verbundenheit und Hilfestellung signalisiert. Dabei setzt er auf eine verständliche und altersgerechte Sprache, anstatt die Kinder mit langen Analysen zu überfordern. Gerade in diesem Alter ist es notwendig, den regelmäßigen Kontakt mit den Eltern zu pflegen und ihre Wünsche und Vorstellungen zu ­erfragen. Gleichzeitig müssen wir ihnen aber auch deutlich machen, wer der Experte für Trainingsfragen und Betreuung ist.

  • Wer langfristig erfolgreich sein will, muss kurzfristig vielseitig trainieren! Denn: Eine möglichst vielseitige Grundausbildung ist Voraussetzung für spätere Höchstleistungen.
  • Das frühe Schulkindalter ist dabei ein besonders günstiges Lernalter. Durch qualitativ hochwertige Spiel- und Übungsformen sammeln die Kinder schnell vielfältige Bewegungserfahrungen, die sie später zum Erlernen von komplexeren technischen Fertigkeiten benötigen. Dabei ist auch das Ausüben anderer Sportarten vom Kinderturnen über die Spielsportarten bis zur Leichtathletik empfehlenswert.
  • Das umfangreiche Spielen ohne taktische Vorgaben mit verschiedenen Bällen und Regeln – abwechselnd mit dem Fuß, der Hand oder mit einem Schläger – ist nach den Erfahrungen vieler Ball­talente der Ausgangspunkt für eine günstige Entwicklung der kreativen Spielleistung.
  • Neben dem normalen, strukturierten Training die Kinder selbstständig spielen lassen. Unter Aufsicht, aber ohne Anleitung, können sie sich zum Bolzen treffen und auch andere Sportarten ausprobieren.
  • Ein guter Kindertrainer kennt die entwicklungsbedingten Merkmale und Eigenschaften seiner Spieler und tauscht sich regelmäßig mit Kollegen und Beratern über seine Arbeit aus. Auf ­dieser Wissensgrundlage hinterfragt er immer wieder seine ­Trainings- und Erziehungsarbeit.
  • Welche Ziele verfolge ich mit meiner Trainingsgruppe? Sind die angebotenen Trainingsinhalte und Wettspielformen altersgerecht? Entsprechen mein Auftreten und meine Ansprache der kindlichen Psyche? Bin ich mit meiner Arbeit zu 100 Prozent zufrieden? Und wenn nein, was kann ich ändern?
  • Bambini, F- und E-Junioren sind in vielerlei Hinsicht von Erwachsenen abhängig. Sie benötigen Unterstützung und Anerkennung. Um sie zur Selbstständigkeit zu erziehen, sollten wir ihnen vor, nach und während des Trainings kleinere Aufgaben übertragen.
  • Hierdurch spüren die Kinder, dass wir ihnen vertrauen, und ermutigen sie gleichzeitig dazu, Verantwortung zu übernehmen. Dabei sollten wir auch kleine Fortschritte anerkennen und diese loben, ohne die ­Kinder von unserem Lob abhängig zu machen.
  • Zu fördern sind Gefühle wie Freude, Selbstvertrauen und Geborgen­heit. Vermieden werden sollten Angst, Verunsicherung und Stress.