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'Geheimer Lehrplan': Mit geänderten Bedingungen zum Trainingsziel

Provokationsregeln bestimmen den 'geheimen Lehrplan'. Dabei gilt es, die Rahmenbedingungen von Übungen und Spielen so zu gestalten, dass sie z. B. exakt eine gewünschte Spielweise akzentuieren. Diese braucht der Trainer seinen Spielern so gar nicht mitzuteilen, die gewählten Praxisformen ergeben das gewünschte Trainingsziel ganz automatisch! Diesen Ansatz, den Volker Finke als Trainer des SC Freiburg entwickelte, haben wir in Teil 1 unserer Minireihe zum Thema näher erläutert (siehe 'Themenverwandte Links'). Dabei haben wir Parameter vorgestellt, die den Ablauf von Spielformen entscheidend beeinflussen und die es entsprechend anzupassen gilt. Im zweiten Teil unserer Beitragsreihe stellt Arne Barez zu den verschiedenen Steuerungskomponenten geeignete Trainingsformen vor. Hierfür hat er sich Praxisinhalte von namhaften Trainern und Institutionen einmal näher angesehen und diese in der Praxis getestet.

Spielfeldgröße:

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Organisation und Ablauf

  • Den Strafraum als Spielfläche nutzen.
  • Auf den Grundlinien je 2 Minitore errichten.
  • Zwischen und neben den Toren ausreichend Ersatzbälle (8 pro Seite) bereitlegen.
  • 9 gegen 9 mit 2 Kontakten
  • Jeder Treffer sowie 10 Zuspiele in Folge ergeben je 1 Punkt.
  • Geht der Ball ins Aus, spielt die ballbesitzende Mannschaft einen beliebigen Ball von der eigenen Grundlinie ein.
  • Spielt die Mannschaft aus Versehen 2 Bälle gleichzeitig ein, erhält der Gegner 1 Punkt.

Hinweis

  • Je nach Leistungsstand auf eine Kontaktbegrenzung verzichten und die Anzahl der erforderlichen Zuspiele untereinander (für 1 Zusatzpunkt) reduzieren.

Handlungsstress erzeugen!

In dieser Trainingsform vom VfL Bochum tummeln sich viele Spieler auf kleinem Raum. Der Raum-, Zeit- und Gegnerdruck ist extrem hoch und erfordert neben Konzentration und Übersicht vor allem technisches Geschick. Da sich die Spielsituationen zudem sehr schnell ändern, müssen in kürzester Zeit neue Lösungswege erkannt und flexibel umgesetzt werden. Gleichzeitig reduzieren sich die konditionellen Anforderungen (kürzere Laufstrecken), weshalb diese Spielform bereits nach dem Einlaufen oder einer ersten Aufwärmphase durchgeführt werden kann.

Die Torbildung (zwei Angriffspunkte) sowie die Zusatzregel, dass zehn Zuspiele in Folge ebenfalls einen Punkt ergeben, sind wichtig, damit der Spielfluss erhalten bleibt und sich kein Team ausschließlich auf die Torverteidigung konzentrieren kann. Die Möglichkeit, einen beliebigen Ball einzuspielen, sollte genutzt werden, um günstige Anschlussaktionen einzuleiten.

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Organisation und Ablauf

  • Eine Spielfeldhälfte als Spielfeld nutzen.
  • 2 Teams zu je 5 Spielern einteilen und in die vorgegebenen Positionen stellen (Dreierachse mit Innenverteidiger, Mittelfeldspieler und Stürmer plus 2 Außenspieler).
  • Die Torhüter leiten jede Aktion mit einem Abwurf ein.
  • Die Mitspieler fächern auf Kommando weiträumig auf, bieten sich dem Torhüter an und setzen das Spiel variabel fort.
  • Spiel bis zum Torabschluss. Anschließend kehren alle Spieler zurück in die Ausgangspositionen.
  • Erst danach leitet ein Torhüter die nächste Aktion ein.
  • Die direkte Zuordnung im Spiel weitgehend beibehalten.
  • Auf dynamische Freilaufbewegungen, mutige Einzelaktionen und ein zielstrebiges Kombinationsspiel achten.

Raum für das 1 gegen 1

Steht den Spielern dagegen mehr Raum zur Verfügung, gewinnen konditionelle Aspekte an Bedeutung. Zudem kommt es häufiger zu dynamischen 1-gegen-1-Situationen, in denen ein Angreifer auf einen Verteidiger zudribbelt, um diesen durch eine einfache Finte oder einen plötzlichen Tempowechsel zu verladen und in dessen Rücken vorzustoßen. Um sowohl positionsspezifische Freilaufbewegungen als auch dynamische Einzelaktionen zu provozieren, ließ Ricardo Moniz in seiner Zeit als Trainer beim Hamburger SV in dieser Spielform auf halbem Platz mit direkter Zuordnung spielen.

Die Angreifer wurden aufgefordert, durch abgestimmte Laufwege Räume zu öffnen und in diese hineinzustarten. Anschließend sollte der Angriff durch schnelles Andribbeln und einige wenige Zuspiele (keine unnötigen Rückpässe) zielstrebig abgeschlossen werden. Die Verteidiger sollten ebenfalls möglichst aktiv verteidigen und nach einer Balleroberung sofort auf Angriff umschalten.

Spielfeldausschnitt:

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Organisation und Ablauf

  • Auf dem Großfeld ein Spielfeld in der Form einer Banane abstecken (Breite auf Höhe der Mittellinie: etwa 25 bis 30 Meter).
  • Je nach Spielerzahl zwei Teams einteilen. Hier: 9 gegen 9 plus ein Neutraler auf Tore mit Torhütern.
  • Dabei die Mannschaften so zusammenstellen, dass die rechte gegen die linke Angriffsseite spielt.

Zusatzregeln

  • Spiel mit maximal 3 Ballkontakten
  • Nach einem Rückpass muss direkt gespielt werden.
  • Keine hohen Zuspiele!

Über den Flügel in die Tiefe

Einen interessanten Spielfeldausschnitt wählte Ralf Rangnick bei einer BDFL-Fortbildung in Hoffenheim. Um das Vertikalspiel über eine Spielfeldseite zu akzentuieren, markierte er ein Feld in der Form einer Banane. Dadurch wurde der Spielaufbau automatisch auf den Flügel gelenkt. Von dort sollte unter hohem Gegnerdruck zielstrebig in die Tiefe kombiniert werden. Provoziert wird dieses Verhalten durch den schmalen Spielfeldausschnitt im Bereich der Mittellinie sowie Zusatzregeln, die das Passspiel regulieren.

Können sich die Angreifer am Flügel durchspielen, bietet der in Tornähe breiter werdende Ausschnitt ausreichend Platz für spielnahe Anschlussaktionen. Bei einem geraden Schnitt ist der Raum- und Zeitdruck am Flügel deutlich geringer. Dafür können die Abläufe aus den exakten Wettspielpositionen eingeübt und das konkrete Verhalten beim Herausspielen von Torchancen über den Flügel erläutert werden.

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Organisation und Ablauf

  • Auf der Grund- und 20 Meter hinter der Mittellinie je ein Tor mit Torhüter errichten.
  • Mittig zwischen den Toren eine 10 x 30 Meter große Tabuzone markieren.
  • 9 gegen 9 plus Torhüter
  • Die Tabuzone darf weder durchlaufen noch flach durchspielt werden. Flugbälle über sie hinweg sind erlaubt.

Hinweise

  • Je nach Leistungsstärke mit einer Kontaktbegrenzung spielen.
  • Um den Zeit- und Gegnerdruck zu steigern, die Tabuzone vergrößern. Um den Druck zu verringern, die Tabuzone verkleinern.
  • Einen Pass in die Tabuzone wie einen Ausball werten.
  • Dann Spieleröffnung beim Torhüter.

Flügelspiel und Spielverlagerungen

Eine weitere Möglichkeit, das Spielfeld zu manipulieren, ist die Markierung einer Tabuzone, die weder durchlaufen noch durchspielt werden darf. Spielform 2 simuliert das Angriffsspiel gegen einen kompakt verteidigenden Gegner. Die Passwege ins Zentrum sind verstellt, Torchancen müssen über die Flügel herausgespielt werden. Im Vergleich zum Spiel in der Banane haben die Angreifer nun die zusätzliche Möglichkeit, das Spiel durch eine schnelle Passfolge über die Innenverteidiger oder einen Flugball über die Tabuzone (erlaubt!) zu verlagern. Dies ist umso vielversprechender, da die Verteidiger beim Verschieben die Tabuzone umlaufen müssen.

Zoneneinteilung:

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Organisation und Ablauf

  • Ein strafraumbreites Spielfeld mit Toren und Torhütern errichten.
  • Zwei Teams zu 6 bis 10 Spielern einteilen.
  • Freies Spiel mit Zoneneinteilung.
  • Blau beginnt im Spielaufbau.
  • Rot schiebt komplett bis in die gegnerische Hälfte vor und setzt Blau hoch unter Druck.
  • Erobert Rot den Ball, erfolgt ein Angriff auf das Großtor.
  • Die Mittellinie teilt das Spielfeld in zwei Zonen.
  • Um in die gegnerische Hälfte vorzustoßen, muss die Mittellinie überdribbelt oder mit einem Pass in die Tiefe überspielt werden (siehe Abbildung).
  • Hierbei muss der Passempfänger dem Zuspiel nachstarten, anstatt sich bereits in der gegnerischen Hälfte anzubieten (Eishockey-Abseits).
  • Die Verteidiger dürfen sich nicht in die eigene Hälfte fallen lassen.
  • Gelingt Blau der Durchbruch, rücken alle Spieler komplett nach.
  • Rot versucht, den Ball zurückzuerobern.
  • Blau will den Angriff möglichst schnell abschließen.
  • Nach einem erneuten Wechsel des Ballbesitzes (Ballverlust, Torabschluss oder Ausball) geht Blau ins Angriffspressing über und stellt Rot hoch zu.

Variationen

  • Gleicher Ablauf mit festgelegten Mannschaftskontakten: Bevor die Spielaufbaumannschaft aus der eigenen Hälfte herausspielen darf, muss sie sich den Ball mindestens 3-mal zuspielen.
  • Um Befreiungsschläge zu unterbinden, Flugbälle in die gegnerische Hälfte untersagen. Die Mittellinie darf nur überdribbelt oder mit einem flachen Zuspiel überspielt werden.

Angriffspressing und Spielaufbau unter Druck

In dieser Spielvariante des PSV Eindhoven (Quelle: BDFL-Fortbildung) wird das Spielverhalten durch die Einteilung des Spielfeldes in zwei Zonen so manipuliert, dass die verteidigende Mannschaft in der Ausgangssituation (Phase 1) stets im Angriffspressing agiert.

Die Angreifer müssen das Spiel unter Druck eröffnen und bei Gelegenheit in die Tiefe kombinieren. Die Vorgabe, eine Spielfeldhälfte komplett zu räumen, schafft dabei den nötigen Raum für einen Pass oder Flugball in den Rücken der Abwehr. Dies zwingt die Verteidiger dazu, den Ballführenden im Pressing konsequent unter Druck zu setzen, um genau dies zu verhindern.

Gelingt der Spielaufbaumannschaft der Durchbruch, spielt sie den Angriff möglichst bis zum Torabschluss durch, rückt geschlossen nach und stellt den Gegner in seiner Spielfeldhälfte zu. So ergibt sich stets eine Konstellation, in der ein Team hoch verteidigt, während das andere das Spiel unter Druck aufbaut.

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Organisation und Ablauf

  • Auf der Grund- und 20 Meter hinter der Mittellinie je ein Tor mit Torhüter errichten.
  • Das 50 Meter breite Spielfeld in 3 Zonen unterteilen.
  • 2 Teams zu je 8 Spielern einteilen. Blau mit 2 Innenverteidigern in Zone 1 und 6 Spielern in Zone 3 im Spielaufbau.
  • Rot mit einer zentralen Spitze in Zone 1 und 7 Spielern in Zone 3 in der Verteidigung.
  • Der Torhüter von Blau leitet jede Aktion ein.
  • Die Innenverteidiger setzen den Spielaufbau im 2 gegen 1 mit einem Pass in die Tiefe fort. Dazu darf sich ein Angreifer aus Zone 3 in Zone 2 lösen.
  • Anschließend 6 gegen 7 auf das Tor.
  • Rückpässe aus Zone 3 in Zone 2 sind nicht erlaubt.
  • Geht der Ball ins Tor- oder Seitenaus (Angriffsrecht Blau), ist die Aktion beendet und Blau leitet den nächsten Angriff ein.
  • Erobert Rot den Ball, schalten die Verteidiger auf Angriff um.
  • Hier erfolgt ein Steilpass zu Spieler 9, der sich in Zone 2 anbietet und das Abspiel auf einen nachrückenden Spieler prallen lässt (‘Steil-Klatsch’).
  • Alternativ kann sich die Spitze auch aufdrehen.
  • Die Innenverteidiger müssen in Zone 3 bleiben.
  • Von Rot dürfen sich bis zu 4 Spieler in den Konter einschalten.
  • Von Blau dürfen 2 Spieler nachsetzen.
  • Pariert der Torhüter einen Torschuss, leitet er den Konter mit einem kurzen oder weiträumigen Abspiel ein.
  • Geht der Ball ins Tor- oder Seitenaus (Angriffsrecht Rot) spielt der Trainer von der Seite einen neuen Ball ein.

Auf Angriff umschalten

Das spielnahe Training des Konterspiels setzt eine Balleroberung voraus, nach der aus einer günstigen Position auf Angriff umgeschaltet werden kann. Um diese Spielsituationen zu provozieren und die für ein effektives Training des Konterspiels notwendige Wiederholungszahl zu erreichen, werden Angreifern und Verteidigern in Spielform 2 (Quelle: BDFL-Fortbildung/leicht abgeändert)

Zonen zugewiesen. Die Überzahl der Verteidiger in Zone 3, das enge Spielfeld und die Zusatzregel, dass die Angreifer hier nicht zurückpassen dürfen, provozieren viele Ballverluste.

Das Ausspielen der Kontersituationen wird durch die Mittelzone erleichtert. Da die gegnerischen Innenverteidiger Zone 1 nicht verlassen dürfen, kann sich Spieler 9 in Zone 2 ‘ungestört’ anbieten, Zuspiele ablegen oder sich mit Ball in die Spielrichtung aufdrehen. Zeitdruck entsteht durch die nachrückenden Verteidiger, so dass eine zielstrebige Konteraktion gewährleistet bleibt.

Neben den vorgestellten Praxisformen gibt es weitere Parameter, mit denen sich bestimmte Verhaltensweisen akzentuieren lassen. Das 'Spielziel', die 'Spielregeln' sowie die 'Torbildung' sind Steuerungskomponenten, die in Teil 3 unserer Beitragsreihe vorgestellt werden. Auch hierzu stehen geeignete Praxisformen mit ausführlichen Erläuterungen zur Verfügung. Der Beitrag erscheint am Mittwoch, 14. Juni 2017.