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Wer versucht, die besonderen Fähigkeiten von Weltklassespielern zu beschreiben, der kommt um Begriffe wie Spielintelligenz, Handlungsschnelligkeit und Kreativität nicht herum. Fußball ist eben auch Kopfsache. Sportpsychologen glauben deshalb, dass das Schulen und Verbessern von Kognitionen in wenigen Jahren zu einem zentralen Trainingsbaustein heranwachsen und in einer Reihe mit den etablierten Leistungsfaktoren Technik, Taktik und Kondition stehen wird. Sportspielforscher Daniel Memmert erklärt, was Kognitionen sind und wie man den ‘Fußball-IQ’ verbessert.
Thiago ist ein Spieler mit Weltklasseformat, obwohl er deutliche Defizite in einer für den modernen Spitzenfußball ganz bedeutsamen Komponente offenbart – der Bewegungsschnelligkeit! Wie kann es da sein, dass er trotzdem den Sprung in die absolute Leistungsspitze geschafft hat? Oder anders gefragt: Mit welchen Fähigkeiten gleicht er seine ‘Schwäche’ im läuferischen Bereich auf diesem Niveau wieder aus? Diesem Ausnahmespieler gelingt es scheinbar mühelos, in äußerst komplexen Situationen ungewöhnliche, aber gleichzeitig auch technisch-taktische Bestlösungen auf das Spielfeld zu zaubern. Seine Trainer und Mitspieler bezeichnen ihn als »gedankenschnellen, intelligenten Spieler« und betonen unermüdlich, »dass Fußballspiele eben auch im Kopf entschieden werden«. Allen Termini und Ansätzen ist gemeinsam, dass der Kopf und damit Kognitionen eine fundamentale Rolle im Fußball einzunehmen scheinen. Aber was sind Kognitionen oder kognitive Prozesse genau?
Die Verwendung dieses Begriffs hat in der Psychologie und Sportwissenschaft eine lange Tradition. Wir betrachten Kognitionen als geistige Prozesse, die notwendig sind, um in bestimmten Situationen gezielt adäquate Lösungen zu generieren. Gemeinsam mit Kollegen haben wir ein Modell entwickelt, das den Ablauf menschlicher Entscheidungshandlungen beschreibt. Hierzu gehören kognitive Faktoren wie Antizipation, Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, also allesamt Fähigkeiten, die auch weniger offensichtliche Lösung zu finden. Ganz zentral auch die Spielintelligenz – was nichts anderes als die Auswahl der besten Entscheidung ist – als letzte Stufe vor der gezeigten Lösung. Letztlich sind all das Erfahrungen, die im Arbeitsgedächtnis eingebettet sind. Im Training geht es nun darum, diese Fähigkeiten einzeln oder in Kombination zu trainieren und somit im Gedächtnis abrufbar zu machen.
Kognitives Training ist altersunabhängig und für einen Sechsjährigen ebenso wichtig und notwendig wie für einen Bundesligaprofi. Es ist letztlich die Grundlage für ein optimales Technik- und – zu späterer Zeit auch – Taktiktraining. Den Kopf kann man in allen Altersklassen und auf allen Leistungsniveaus strukturierter trainieren, als dies bisher der Fall ist. Oftmals braucht der Trainer dazu nur verschiedenfarbige Leibchen, um optische Reize, oder gar nur sich selbst als Anweiser, um optische (durch Anzeigen) und akustische (durch Rufen) Signale senden zu können, auf die du als Spieler entsprechend schnell lernen sollst zu reagieren. Kognitives Training hat in jeder Phase der Saison, also auch in jeder Trainingseinheit, seinen Platz und sollte über das beiläufige Training hinausgehen.
Fassen wir zusammen: Kognitionstraining soll Spieler dazu bringen, auf dem Platz vermehrt richtige Entscheidungen zu treffen. Sie können lernen, besser zu antizipieren, beispielsweise im 1 gegen 1, bei Schüssen oder den Lauf- und Passwegen ihrer Mit- und Gegenspieler. Mit einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten geht einher, dass Informationen schneller wahrgenommen, die Aufmerksamkeit besser verteilt, Eindrücke sinnvoll selektiert werden und sich zielgerichteter konzentriert wird. Du verbreiterst dadurch dein Repertoire an möglichen Lösungen und verbesserst die Chance auf die Auswahl der richtigen Lösung. Oder anders formuliert: Dein Fußball-IQ steigt!
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