Dominik Kinscher: "Ich will Profi werden"
Der FSV Salmrohr wusste mal einen Weltmeister in seinen Reihen. Bernd Hölzenbein schnürte von Januar bis Juli 1986 die Schuhe für den damaligen Zweitligisten. Auch Klaus Toppmöller, immerhin dreimaliger Nationalspieler, stürmte und schoss damals Tore für den Klub aus dem Salmtal. Lange ist es her, das bisschen Glanz von damals ist längst verblasst.
Mittlerweile spielt der Traditionsverein von 1921 in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, in der Fünftklassigkeit. Mit dabei ist Dominik Kinscher. Der 17 Jahre alte Mittelfeldspieler wurde im März 2014 erstmals für die U 18-Nationalmannschaft für das Spiel gegen Frankreich berufen, obwohl er in keinem Leistungszentrum trainiert.
Die Aufregung in der Heimat über die Nominierung des Talents war angemessen. "Das war schon ein Aufmarsch", sagt Dominik Kinscher. Nicht nur, dass er in seinem privaten Umfeld permanent auf die Einladung von DFB-Trainer Christian Ziege angesprochen wurde, auch die Anfragen der Medienvertreter häuften sich. Und selbst eine Reaktion seines Vereins blieb nicht aus. "Die haben gesagt, dass sie sich mal mit mir an einen Tisch setzen wollten", erzählt das Talent. Ist ja auch klar, der Vertrag von Dominik Kinscher läuft in Sommer 2014 aus.
"Es ist cool, dabei zu sein"
Gespräche über seine Zukunft hat er zunächst aber einmal vertagt. Das liegt auch daran, dass er aus seinen Ambitionen keinen Hehl macht. "Ich will Profi werden", sagt er. Die Berufung in die U 18-Nationalmannschaft bestärkt ihn natürlich in seinem Willen. Gleichwohl führt ihm die Erfahrung im Kreise des DFB auch vor Augen, welch weiten Weg er noch zu gehen hat.
Mit Staunen erlebt Dominik Kinscher die Tage bei der U 18-Nationalmannschaft. "Das läuft alles sehr professionell ab", sagt er, "es ist cool, dabei zu sein." Es ist vieles neu, den Aufwand, mit dem das Team betreut wird, kennt er so nicht. "Hier sind so viele Leute dabei, die versuchen alles für die Mannschaft möglich zu machen", beschreibt er seine Wahrnehmung. Das Team hinter dem Team erstrecke sich vom Fitnesstrainer bis zum Video-Analysten.
Das kennt er von seinem Klub so nicht. Da gebe es neben dem Trainer noch einen Physiotherapeuten und einen Betreuer. Das war’s. Auch an Details bemerkt er den Unterschied. "Im Verein müssen wir die Trainingsklamotten selbst waschen. Wir haben zum Beispiel zwei Trainings-Pullis bekommen. Hier bei der Nationalmannschaft kriegt jeder fünf Pullis. Und zu jedem Training liegt ein neuer schön gefaltet auf meinem Platz."
Rheinland-Auswahl, Saarland-Auswahl, beim KSC aussortiert
Dominik Kinscher hat sich selbst damit beauftragt, mit offenen Augen die Maßnahme zu begleiten, alles aufzusaugen. "Ich will zuhören und mein Bestes, 100 Prozent geben", sagt der Realschüler, der in diesem Jahr die Mittlere Reife macht. Die Hoffnung, der noch jungen, aber dennoch schon recht wechselhaften Karriere eine klare Richtung zu geben, hat er. Nach oben, wenn es geht.
Denn eigentlich hat Dominik Kinscher immer schon überdurchschnittliches Talent attestiert bekommen. Ohne sich allerdings oben festbeißen zu können. Schon als er noch für die SSG Mariahof spielt, wurde er ins DFB-Talentförderprogramm integriert und am Stützpunkt in Trier-Saarburg trainiert.
In der U 15 wechselte er zu Eintracht Trier, wo er in die Rheinland-Auswahl berufen wurde. In der U 16 ging es für ihn weiter zum 1. FC Saarbrücken und in die Saarland-Auswahl. Ein weiteres Jahr später schloss er sich dem Karlsruher SC an. "Da hieß es dann, ich würde es nicht packen", erzählt er.
Wechsel in Liga fünf: "Hier kann ich mich präsentieren"
Aus dem Nachwuchsleistungszentrum des Zweitligisten wechselte er in den Seniorenbereich eines Fünftligisten. "Der Unterschied zwischen Jugend- und Seniorenbereich ist schon groß", stellte er fest. Doch er ließ sich davon nicht irritieren - und setzte sich beim FSV Salmrohr durch. Das brachte ihm wieder einen Platz in der Rheinland-Auswahl, mit der er sich beim Länderpokal in Duisburg im Herbst 2013 in die Notizbücher der DFB-Beobachter spielte. Die Belohnung für die gute Leistung war zunächst die Einladung für einen U 18-Lehrgang und dann die Nominierung für das Länderspiel gegen Frankreich.
Jetzt liegt es an Dominik Kinscher, etwas daraus zu machen. "Bei der U 18 kann ich mich präsentieren", sagt er. Wenn es so funktioniert, wie er sich das wünscht, dann wird der FSV Salmrohr in seinen Referenzen bald einen neuen Nationalspieler aufführen können - wenn auch zunächst einmal "nur" in der U 18-Nationalmannschaft.
Dominik Kinscher, sein Beispiel zeigt: Der DFB hat seine Augen nicht nur in den Leistungszentren. Auch Spieler aus Amateurvereinen können den Sprung zu den Auswahlteams jederzeit schaffen. Den „Idealtypischen Karriereverlauf“ gibt es nicht. Mit viel Wille, Einsatz und ein bisschen Glück kann man auch auf Umwegen in die Nationalmannschaft kommen.