Europameister Julian Brandt bei der U 19 EM 2014 in Ungarn.
Seine Geschichte hat das Zeug zum Fußballmärchen. Julian Brandt begann in einem Amateurverein in Bremen, wechselte später zum VfL Wolfsburg und von dort zu Bayer Leverkusen. Dort gehört er zu den Shootingstars. Und auch in der Junioren-Nationalmannschaft sorgt er für Furore. Mit der U 19 wurde er im Juli 2014 Europameister.
Dabei trainierte der aktuelle U 19-Nationalspieler vor drei Jahren noch in der Jugend des FC Oberneuland - je nach Laune im Trikot von Real Madrid oder Werder Bremen. Im Interview spricht Julian Brandt über seine steile Karriere, die Ausbildung beim DFB und weitere Talente in der Familie.
DFB.de: Sie sind im Winter 2013/2014 vom VfL Wolfsburg zu Bayer Leverkusen gewechselt und haben seitdem regelmäßig Einsätze bei den Profis bekommen. Sehen Sie das als Bestätigung für den Wechsel?
Brandt: Bei Bayer Leverkusen stimmt das Umfeld für junge Spieler und man hat sich sehr um mich bemüht. Im Moment bin ich froh über jeden Einsatz.
DFB.de: Sie spielen auch für die DFB-Junioren-Nationalmannschaft. Beschreiben Sie doch mal: Wie ist es, wenn sich die U 19 trifft. Wie bei einem Klassentreffen, wo sich viele alte Bekannte wiedersehen? Oder sind Sie dafür schon alle zu sehr Profis?
Brandt: Beim DFB ist es immer professionell. Klar ist es immer wieder gut, wenn man die Jungs wiedersieht. Mit einigen spiele ich ja auch schon lange in der Nationalmannschaft zusammen. Es ist immer wieder eine schöne Abwechslung, hier zu sein. Also eine Mischung aus einer Art „Klassentreffen“ und professioneller Zielverfolgung.
DFB.de: Zu welchen Spielern haben Sie ein engeres Verhältnis?
Brandt: Ich durfte ja 2012 schon als jüngerer Jahrgang bei der U 17 spielen, war bei der EM dabei. Daher kenne ich den einen oder anderen schon ein bisschen länger. Die Gesichter wechseln zwar immer wieder, aber zu einigen habe ich schon seit ein paar Jahren einen guten Kontakt, zum Beispiel Kevin Akpoguma oder Marian Sarr.
DFB.de: Wie würden Sie Ihren Stellenwert innerhalb der U 19 beschreiben?
Brandt: Ich bin zwar jüngerer Jahrgang, durfte aber schon ein paar Spiele in der Bundesliga absolvieren. Ich lerne natürlich jeden Tag von den Profis sehr viel und versuche das weiterzugeben, wenn mich Mitspieler bei der U 19 fragen. Ich würde nicht behaupten, dass ich der ganz große Führungsspieler bin, aber was ich lerne will ich natürlich auch weitergeben und so der Mannschaft hoffentlich helfen.
DFB.de: Also übernehmen Sie als einer der Jüngsten trotzdem schon Führungsaufgaben innerhalb der Mannschaft?
Brandt: Ja absolut, ich versuche Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn ich nicht Kapitän der Mannschaft bin und sofort das Heft in die Hand nehme. Trotzdem bin ich ein Spieler, der gern seine Erfahrungen weitergibt und so den Mitspielern hilft.
DFB.de: Sie haben schon Bundesliga und Champions League gespielt, trainieren mit Nationalspielern wie Lars Bender und Sidney Sam zusammen. Warum ist die U 19 überhaupt noch wichtig für Ihre persönliche Entwicklung?
Brandt: Ich hatte dazu ein Gespräch mit meinen Nationaltrainer Marcus Sorg. Er hat mir klar gemacht, dass ich in zwei verschiedenen Rollen bin. Bei den Profis bin ich der Jüngste. Wenn dir da jemand etwas sagt, dann machst du es auch. Bei der U 19 ist die Konstellation ein bisschen anders. Da bin ich zwar auch der Jüngste, aber ich soll auch Verantwortung übernehmen und voranmarschieren, zusammen mit anderen Spielern. Das ist ein guter Lernprozess, da nehme ich viel mit. Das ist auch ganz wichtig für meine weiteren Ziele, die ich in den nächsten Jahren noch habe.
DFB.de: Blicken wir noch einmal zurück. Noch bis 2011 spielten Sie in der Jugend des FC Oberneuland. Eine steile Karriere...
Brandt: Ich hatte das Glück, dass ich zwar bei Oberneuland war, aber trotzdem DFB-Lehrgänge mitmachen und auch in Länderspielen zum Einsatz kommen durfte. Das war absolut wichtig. Ein großes Erlebnis, weil ich diese ganze Professionalität noch gar nicht kannte. Viele Mitspieler in der U 14 und U 15 hatten bei den Bundesligavereinen schon ein ziemlich professionelles Umfeld, für mich war das neu. Ich habe bei Oberneuland an einem Tag im Trikot von Real Madrid trainiert, am nächsten im Werder Bremen-Trikot. Ich habe bei den Junioren-Nationalmannschaften viel mitgenommen, das war eine super Erfahrung, die mir sehr geholfen hat.
DFB.de: Wie konnten Sie denn beim FC Oberneuland auf sich aufmerksam machen, dass Sie überhaupt zum Lehrgang eingeladen wurden?
Brandt: In der U 14 und U 15 gibt es Landesauswahlturniere in Duisburg, wo die einzelnen Landesverbände gegeneinander spielen. Da sind auch viele DFB-Trainer vor Ort, dadurch entstand der Kontakt. Irgendwann kam dann die Einladung eines Trainers zum Lehrgang und alles nahm seinen Lauf.
DFB.de: Gab es neben dem Training bei Oberneuland noch ein DFB-Stützpunkttraining?
Brandt: Ja, in der U 14 und U 15 spielte ich in der Landesauswahl, davor habe ich einmal pro Woche am DFB-Stützpunkt Bremen-Stadt trainiert.
DFB.de: Hat Ihnen das Stützpunkttraining bei der persönlichen Entwicklung geholfen?
Brandt: Absolut. Als ich bei Oberneuland gespielt habe oder davor bei dem Stadtteilverein Borgfeld, stand sehr der Spaß im Vordergrund. Ein bisschen Kicken mit den Kumpels. Beim Stützpunkt ist man auf ganz neue Inhalte gestoßen, hat Passstafetten gemacht und taktische Dinge kennengelernt. Das hilft schon, wenn man es regelmäßig macht, und man wendet es dann auch schnell im Spiel an. Gerade in meinem Alter, ich war damals 12 oder 13. Mein kleiner Bruder spielt jetzt übrigens auch dort. Er ist erst zehn Jahre alt, aber es gibt schon viele Menschen die sagen er hat mehr Potenzial als ich. Mal sehen, er ist ja noch jung...