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Den Wettkampf als Schwerpunkt ins Training einzubauen und Spieler durch den stetigen Vergleich mit ihren Mannschaftskameraden zu immer besseren Leistungen anzuspornen, ist das Prinzip der von Anson Dorrance entwickelten 'Competitive Matrix'. Eine Modifikation dieser Methode kann für alle Trainer eine interessante Option sein! In unserer neuen Beitragsreihe zeigen Arne Barez und Dennis Schunke, mit welchen Übungsformen die fußballspezifischen Kategorien 'Einsatzbereitschaft', 'Torabschluss', '1 gegen 1' und 'Spielfähigkeit' abgebildet werden können und wie Wettkämpfe ins Training zu integrieren sind. In Teil 1 unserer Reihe stellen wir das Prinzip der Competitive Matrix näher vor.
Anson Dorrance ist einer der erfolgreichsten Trainer der USA und zeichnet für eine Vielzahl von Erfolgen der Frauen-Nationalmannschaft verantwortlich. An der Universität von North Carolina hat er mit seinen Assistenztrainern ein Trainingskonzept entwickelt, das die Wettbewerbsfähigkeit und Siegermentalität des einzelnen Spielers in den Mittelpunkt der täglichen Trainingsarbeit stellt – die Competitive Matrix. Dorrance teilt das Spiel dazu in verschiedene Kategorien ein und macht diese in Tests messbar und vergleichbar.
Das Training besteht aus einer stetigen Aneinanderreihung dieser Tests, von denen sämtliche Ergebnisse festgehalten werden, sodass jeder Spieler seine Werte im Vergleich zu seinen Mitspielern begutachten kann. Jede Kategorie wird in einer einzelnen Tabelle festgehalten und ausgewertet. Die endgültigen Ergebnisse werden daraufhin als Rangliste in der finalen Matrix notiert. Zudem wird die Matrix für alle Spieler einsehbar in der Kabine ausgehängt, laut Dorrance Ansporn für jeden, sich in der Rangfolge zu verbessern, erfolgreich abzuschneiden und damit Motivation für jede einzelne Trainingseinheit zu entwickeln.
In der Matrix werden die Ergebnisse zwei entscheidender Komponenten festgehalten, nämlich der Fitness und der fußballspezifischen Fähigkeiten. Verschiedene Verfahren zur Leistungsdiagnostik während der Vorbereitung sowie Ausdauer- und Schnelligkeits-Tests in der Saison stehen unterschiedlichen Wettkämpfen gegenüber, die das 1 gegen 1, den Torschuss, das Passen, den Flugball und den Kopfball abbilden und die Vergleichbarkeit der fußballspezifischen Techniken der Spieler untereinander ermöglichen. Zudem können in der Königsdisziplin 'Most Competitive' Punkte in komplexen Spielformen mit Bezügen zu Aspekten wie Taktik und Spielfähigkeit gesammelt und der persönliche Rang dadurch verbessert werden.
Dorrance errechnet den Rang des einzelnen Spielers aus jeder Wettkampf-Disziplin, multipliziert diesen mit einem der Wertigkeit der Kategorie entsprechenden Faktor und addiert anschließend die Punkte zu einem Gesamtergebnis. Die Bestimmung der Multiplikatoren ermöglicht jedem Trainer eine Schwerpunktsetzung je nach persönlicher Philosophie. Falls ihm beispielsweise das Passspiel wichtiger als der Kopfball ist, kann er diesen Akzent durch einen höheren Multiplikator entsprechend setzen.
Die Kategorisierung des Spiels und der ständige Wettbewerb ermöglichen dem Trainer das Aufdecken von Stärken und Schwächen jedes Spielers. Mit den Ergebnissen der Matrix lässt sich die Leistungsfähigkeit des Einzelnen zudem objektiv beurteilen und anhand von Daten belegen. Der ständige Vergleich mit den Mitspielern erfordert Durchsetzungsvermögen und bedingt eine entsprechende Trainingsmentalität.
Zur Durchführung und Verwendung der Matrix gibt Dorrance folgende Tipps: Die Auswahl der Kategorien, Übungen und Multiplikatoren dient lediglich als Orientierung und sollte der eigenen Spielphilosophie angepasst werden. Zudem ist die Matrix grundsätzlich für die Spieler und nicht für den Trainer gedacht. Die erhobenen Daten spiegeln allerdings das aktuelle Leistungsniveau der Spieler wider und decken sich häufig mit der Stammformation im Saisonverlauf.
Die Idee, Wettkämpfe ins Training einzubauen, ist sicherlich nicht neu. Kleine Wettbewerbe beim Torschuss und das Ergebnis des Abschlussspiels tragen zur Motivation der Spieler bei und bestimmen beispielsweise die Gruppe, die nach dem Training den Platz aufzuräumen hat. Der von Dorrance skizzierte Ansatz führt jedoch wesentlich weiter. Er richtet fast den kompletten Trainingsalltag nach der Matrix aus und opfert ihr fast die komplette Zeit.
Für den allgemeinen Gebrauch genügt wahrscheinlich eine deutlich reduzierte Variante. Diese sieht vor, die Spieler als Ausgleich zum technisch-taktischen Training nur einmal pro Woche mit intensiven Wettbewerben zu konfrontieren und die Anzahl der Kategorien auf vier Bausteine zu reduzieren:
Das modifizierte Kategorienschema bildet in erster Linie fußballspezifische Faktoren ab. Die physische Fitness, die im Ansatz von Dorrance Teil der Matrix ist, kann alternativ auch im Rahmen einer herkömmlichen Leistungsdiagnostik separat untersucht werden. Die definierten Kategorien sollten wichtige Aspekte der eigenen Spielphilosophie widerspiegeln und sind austauschbar. Ausgewählte Trainingsformen zu den genannten Bereichen stellen wir in den folgenden Teilen unserer Beitragsreihe vor. Die Veröffentlichungstermine finden Sie in Klammern hinter den jeweiligen Kategorien.
Erkenntnisse bringt diese Trainingsmethodik dem Trainer einige: Das objektive Wissen darum, wer durch Einsatz- und Laufbereitschaft überzeugt, das Tor trifft, Zweikämpfe gewinnt und das Spiel in Drucksituationen beruhigt, kann je nach Gegner und Spielverlauf die Entscheidungen des Trainers beeinflussen. Soll beispielsweise gegen einen robusten Gegner das Zentrum mit einem zweikampfstarken Spieler gestärkt werden, kann ein Blick auf die Daten die subjektive Einschätzung des Trainers bestärken. Gilt es, ein zerfahrenes Spiel durch die Einwechslung eines ballsicheren Spielers zu ordnen, hilft die entsprechende Rangfolge, die richtige Entscheidung zu treffen.
Es bietet sich an, insgesamt vier Listen zu führen – eine für jede Kategorie. Im Gegensatz zur Matrix von Dorrance wird jedoch kein Gesamtergebnis erfasst. Grundsätzlich ist es möglich, bei jeder Trainingseinheit Daten für die Matrix zu generieren und festzuhalten. Die Auswahl, welche Kategorie an welchem Trainingstag getestet wird, erfolgt dabei je nach Trainingsziel und aktuellem Schwerpunkt.
Hinsichtlich der Durchführung der Wettkämpfe sind für den Trainer einige Aspekte zu beachten: Die Daten sollten regelmäßig über die gesamte Saison erhoben werden. Um möglichst viele Einzelergebnisse zu erhalten, bietet es sich an, im Rahmen einer Trainingseinheit mehrere Wettkämpfe (z. B. in Turnierform) durchzuführen und die Mannschaften oft neu zusammenzustellen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Wettkampfmodell eine besonders hohe Motivation für die Spieler darstellt. Das Training ist physisch intensiv, sie werden immer wieder wie 'Gladiatoren in die Arena' gedrängt und müssen sich in direkten Duellen behaupten. Der Vergleich mit den Mitspielern stärkt ihre Wettbewerbsfähigkeit und Selbsteinschätzung und stellt einen passenden Ausgleich zum inhaltlich anspruchsvolleren Taktiktraining dar..