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Spielertrainer zu sein, ist eine enorme Herausforderung. Es wird erwartet, sowohl die Rolle des Trainers als auch die des Spielers vollumfänglich zu erfüllen. Das Training muss geplant und geleitet werden, und gleichzeitig soll man selbst mitmachen und seine Leistung abrufen. Genauso am Spieltag: Ansprache halten, als Spieler vorangehen und dann auch noch den Gesamtüberblick behalten! Dabei ist selbst eine der beiden Rollen schon enorm anspruchsvoll – zeitlich wie mental. Pascal Beilfuß und Patrick Polk müssen derzeit genau diesen Spagat meistern. Sie haben im Saisonverlauf gemeinsam die Rolle des Spielertrainers des Westfalenligisten DJK TuS Hordel übernommen. Im Interview erzählen sie von den Herausforderungen und Schwierigkeiten, aber auch den Vorteilen dieser anspruchsvollen Aufgabe.
DFB.de: Hallo Pascal, hallo Patrick! Ihr habt bereits am dritten Spieltag dieser Saison (Mitte September 2021) nach dem Rücktritt des vorherigen Trainers die Erste Mannschaft der DJK TuS Hordel in Doppelspitze als Spielertrainer übernommen. Konntet ihr vorher bereits Trainererfahrungen sammeln?
Pascal Beilfuß: Nicht wirklich. Seit Saisonbeginn war ich Trainer der U 14-Junioren der DJK TuS Hordel. Hier konnte ich meine ersten Erfahrungen sammeln, wie es sich anfühlt und was es bedeutet, Trainer zu sein: Trainingsplanung, Ansprachen, Organisation usw.
Patrick Polk: Nicht viele. Die einzigen Trainererfahrungen, die ich vorher sammeln konnte, waren zuvor für drei Monate als spielender Co-Trainer in Hordel unter unserem Vorgänger und im Rahmen von Hospitationen beim VfL Bochum sowie bei Borussia Dortmund.
DFB.de: Ihr habt das Team nach zwei Niederlagen zum Saisonstart in die Spur gebracht und zu einem Aufstiegsanwärter geformt. Wie ist euch das gelungen?
Pascal Beilfuß: Wir arbeiten sehr akribisch und haben dem Team eine klare Spielphilosophie verpasst. Es ist wichtig, einen Plan und taktische Abläufe zu besitzen, damit jeder Spieler seine Aufgaben kennt.
Patrick Polk: Zunächst einmal haben wir nach der Übernahme das System gewechselt und taktische Abläufe einstudiert. Die haben von Spiel zu Spiel immer besser gegriffen. Hinzu kommt, dass wir von Anfang an eine gute Stimmung haben wollten, weil sich das dann auch im Zusammenhalt widerspiegelt. Dafür haben wir von Tag eins viele Gespräche geführt. Dieses Gemeinschaftsgefühl hatte einen großen Anteil an der erfolgreichen Hinrunde. Außerdem haben wir versucht, die Mannschaft immer bestmöglich auf den nächsten Gegner vorzubereiten, indem wir deren Stärken und Schwächen in Videoanalysen aufgezeigt haben.
DFB.de: Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um erfolgreich als Spielertrainer arbeiten zu können?
Pascal Beilfuß: Das Wichtigste ist, mit Leistung vorneweg zu gehen und einen gewissen sportlichen Lebenslauf vorweisen zu können. Sonst ist es schwierig, die Akzeptanz der Mannschaft zu erlangen und dauerhaft aufrecht zu erhalten. Da wir selbst die Trainer sind, gibt es außerdem niemanden mehr, der unsere sportliche Leistung beurteilt. Eine gute Selbsteinschätzung ist daher sehr wichtig.
Patrick Polk: Ich denke auch, dass die eigene Leistung das A und O ist. Aber auch eine gute Menschenkenntnis und Mannschaftsführung sind erforderlich.
DFB.de: Wie hat sich eure Spielerrolle durch die Trainertätigkeit geändert?
Pascal Beilfuß: Nicht großartig. Auch vorher haben wir schon eine Führungsrolle eingenommen. Natürlich sind wir jetzt diejenigen, die die Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen müssen. Nichtsdestotrotz sitzen wir vor und nach dem Training immer noch in der Kabine und machen unsere Späße. Eben, als wären wir Teamkollegen.
Patrick Polk: Es hat sich lediglich die Tatsache geändert, dass wir die Spieler nun auch mal kritisieren und zu ihren Leistungen Feedback geben müssen. Ansonsten sind wir normale Bestandteile der Mannschaft. Dabei ist uns das Miteinander wichtiger als irgendwelche Hierarchien.
DFB.de: Welche Schwierigkeiten gibt es wegen eurer Doppelrolle?
Pascal Beilfuß: Auf der einen Seite sind wir Teamkollegen, die auf dem Platz genauso gecoacht werden müssen wie jeder andere Spieler auch. Da gehört es auch mal dazu, dass uns jemand anschreit. Auf der anderen Seite sind wir die Trainer! Ich glaube, diesbezüglich haben die Spieler teilweise Hemmungen, es könnte negative Folgen für sie haben. Außerdem müssen wir immer gewährleisten, dass wir persönliche Beziehungen bei unserer Entscheidungsfindung außen vorlassen.
Patrick Polk: Die größte Schwierigkeit sehe ich an Spieltagen. Hier muss man sich selbst aber auch die Mannschaft auf das Spiel vorbereiten. Auch Ein- und Auswechslungen während eines hitzigen Spiels sind schwierig! Aber da bekommen wir Unterstützung vom Sportlichen Leiter.
DFB.de: Als Trainer übt man Kritik. Jetzt seid ihr beiden aber auch selbst Spieler und habt nicht immer euren besten Tag. Müsst auch ihr euch dann mit Kritik zurücknehmen?
Pascal Beilfuß: Natürlich ist es schwierig, die Spieler zu kritisieren, wenn man selbst seine Leistung nicht bringt. Es ist nicht einfach, Kritik von jemandem anzunehmen, der selbst nicht besser ist. Deshalb haben wir von Anfang an klargemacht, dass die Spieler das ausblenden müssen. Wenn wir Kritik äußern, geht es immer nur darum, Hilfestellungen zu geben.
Patrick Polk: Wir können uns gut einschätzen und sprechen auch unsere Fehler ganz klar vor der Mannschaft an. Wir sind nicht fehlerfrei, und das wissen die Spieler auch. Eine offene und ehrliche Kommunikation ist entscheidend.
DFB.de: Welche Vorteile seht ihr darin, Spielertrainer zu sein?
Pascal Beilfuß: Die Nähe zur Mannschaft ist ein großer Vorteil. Da wir selbst noch relativ jung und Teil der Mannschaft sind, können wir uns gut in die Spieler hineinversetzen. Wir bekommen Stimmungen innerhalb des Teams schnell mit und können sofort gegensteuern.
Patrick Polk: Auch in der Trainingsbelastung kann man kurzfristig die Intensität wesentlich besser erhöhen oder reduzieren, da man sie am eigenen Körper erlebt.
DFB.de: Beim Training steht ihr vor der Herausforderung, dass ihr als Spieler mittrainieren müsst, gleichzeitig aber auch die Einheit leiten müsst. Wie löst ihr eure Doppelrolle im Trainingsbetrieb? Welche Vor- und Nachteile hat das?
Pascal Beilfuß: Es übernimmt derjenige die Übungsanleitung, der auch die Einheit geplant hat. Er kennt die Intention und die Coachingpunkte. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, sich auf der einen Seite auf seine eigene Leistung zu konzentrieren, auf der anderen Seite aber auch auf die Coachingpunkte zu achten und Hilfestellungen zu geben.
DFB.de: Wie ist euer Coachingverhalten im Spiel? Welche Vor- und Nachteile seht ihr, wenn man mitten im Geschehen ist, statt den Blick von außen zu haben?
Pascal Beilfuß: Zu Beginn war es extrem schwierig, die eigene Leistung und den Blick auf die Mannschaft unter einen Hut zu bringen. Mittlerweile konzentrieren wir uns primär auf unsere eigene Leistung. Zu Beginn der Halbzeitpause tauschen wir uns mit unserem Sportlichen Leiter und dem Torwarttrainer aus, die den Blick von außen haben und gleichen ihre Einschätzungen mit unseren ab.
Patrick Polk: Wenn man mitten im Spiel ist, ist es besonders in hitzigen Partien extrem schwierig, alles zu sehen, weil man dafür einfach kaum Zeit hat. Aufgrund unserer Erfahrung sind wir grundsätzlich Spielertypen, die das Spiel coachen und lenken. Aber man kann nur auf Kleinigkeiten eingehen und muss den Rest in der Halbzeitpause besprechen.
DFB.de: Seht ihr die Doppelfunktion als Spieler und Trainer als Dauerlösung oder ist solch ein Modell nur für eine bestimmte Zeit sinnvoll?
Patrick Polk: Am Anfang haben wir beide ganz klar gesagt, dass das als Dauerlösung nicht funktionieren kann. Mittlerweile hat sich unsere Meinung geändert. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass es auch über einen längeren Zeitraum funktionieren kann. Wichtig dafür ist allerdings eine Mannschaft, die diese Situation akzeptiert und, dass die Spielertrainer stets mit eigenen Leistungen vorangehen.