Aktuell technische Probleme bei FUSSBALL.DE.
An der Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet.
Wir bitten um euer Verständnis.
Der TSV 1860 München hat in der 3. Liga die zweitbeste Tordifferenz aufzuweisen. Aktuell reicht es damit zwar "nur" für Rang vier, dennoch überzeugt das Team um Trainer Michael Köllner durch attraktiven und dynamischen Offensiv-Fußball. Wollen die "Löwen" im Saisonendspurt nochmals im Aufstiegsrennen mitmischen, sind sie aber nicht zuletzt auf die Treffsicherheit von Routinier Sascha Mölders angewiesen.
Michael Köllner lässt seine Mannen in dieser Saison vorzugsweise im 4-1-4-1 System mit Zielspieler Mölders in vorderster Linie auflaufen. Je nach Spielverlauf und/oder Ausrichtung des Gegners ist das Team jedoch jederzeit taktisch in der Lage dazu, flexibel auf ein 4-1-3-2- oder 4-4-2-System umzustellen – denn die Spielprinzipien bleiben stets die gleichen: Im Offensivspiel soll es schnellstmöglich in die Tiefe, in den Rücken des Gegners gehen. Hierzu müssen die zentralen Mittelfeldspieler die Halbräume zwischen den Abwehrketten des Gegners besetzen, und die Angreifer sollen durch dynamische Tiefenläufe immer wieder vertikale Passoptionen schaffen.
Nach einem Ballgewinn richtet sich der erste Blick der Münchener instinktiv nach vorne. Denn dort lauern die Angreifer nur auf ihre Chance, in die Tiefe zu starten. Diese Sprints erfolgen oftmals auch schon dann, wenn ein Ballgewinn nur zu erwarten ist. Die schnellen Offensivspieler antizipieren daher frühzeitig, um schnellstmöglich reagieren zu können und den gegnerischen Verteidigern einen Schritt voraus zu sein. Die Zuspiele auf die Angreifer erfolgen dann nicht selten schon mit dem ersten Kontakt, um diesen Bewegungsvorteil bestmöglich ausnutzen zu können.
Die "Löwen" setzen den Gegner stark unter Druck und forcieren einen Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte. Nachdem Greilinger den Ball entscheidend abfälscht, fordert Neudecker in spieloffener Stellung (Highlight gesetzt) sofort das Zuspiel, um auf den bereits in die Tiefe einlaufenden Mölders durchzustecken. Mölders antizipiert und startet schon, bevor der Ballgewinn finalisiert ist – so erarbeitet er sich den entscheidenden Vorteil.
Den langen Ball vom gegnerischen Innenverteidiger und die folgende Kopfballverlängerung klärt Salger mit dem ersten Kontakt und überspielt damit die gesamte hochaufgerückte Rostocker Mannschaft – bis auf deren zwei Innenverteidiger. Im Kopfballduell setzt sich Mölders durch und verlängert auf den mit höchstem Tempo nachrückenden Biankadi.
Auch in dieser Szene ist das zielstrebige Belaufen und Bespielen der Tiefe im Umschaltspiel hervorzuheben. Nach Ballgewinn wird sich sofort in die Tiefe orientiert und "longline" auf Biankadi gespielt. Dieser verlängert auf Mölders, der viel Raum vor sich hat. Biankadi rückt wieder in entschlossen nach, kann jedoch noch rechtzeitig gestört werden.
Das Muster ist simpel aber effektiv: Auch in Ballbesitz soll das Spielfeld möglichst schnell und direkt überbrückt werden. Dies gelingt den Münchenern über ein zielstrebiges Vertikalspiel mit jeweils wenig Ballkontakten pro Spieler. Dem Gegner bleibt somit nur wenig Zeit, nach den Vertikalpässen wieder geordnet "hinter" den Ball zu kommen. Bei dieser Spielweise fungieren die zentralen Mittelfeldspieler der Münchener oftmals als "Schaltzentrale" in den Zwischenräumen, um die Angreifer schnell und entscheidend in Szene zu setzen. Michael Köllner scheint jedem Spieler dabei gegnerabhängig klare Vorgaben mitzugeben, sodass im Offensivspiel immer wieder Automatismen greifen und das Team dadurch viel Durchschlagskraft entwickeln kann.
Ausgehend von einem eigenen Abstoß überspielt 1860 das gesamte Spielfeld mit nur zwei Pässen. Die hochanlaufenden Magdeburger überspielt Innenverteidiger Salger zunächst flach und scharf durch das Zentrum. Von hier aus wird direkt mit dem ersten Kontakt auf den späteren Torschützen Lex weitergeleitet. Dieses Zuspiel antizipierend, startet Lex (Highlight gesetzt) schon bevor der spätere Assistgeber überhaupt am Ball ist. Damit ist er dem nach vorne verteidigenden Gegenspieler entscheidend voraus.
Diese Szene verdeutlicht die Zielstrebigkeit und den klaren Plan der Münchener hervorragend: Gleich zweimal wird per Direktpass versucht, die Angreifer vertikal in Szene zu setzen. Denn diese lauern auf der Abseitslinie nur auf ein Zuspiel und sind gegenüber den aufrückenden Verteidigern klar im Vorteil. Der zweite Versuch ist erfolgreich – Biankadi wird zwar noch gut gestört, kann sich im 1 gegen 1 letztlich jedoch trotzdem durchsetzen.
Auch in dieser Situation befinden sich die Münchener in der Offensive nominell in der Unterzahl. Durch das zielstrebige und "überfallartige" Vertikalspiel öffnet sich dennoch der gefährliche Raum vor dem gegnerischen Tor. Das zielstrebige Nachrücken aus der eigenen Hälfte von Klassen wird auch hier belohnt.
Sascha Mölders führt mit 16 Treffern in der laufenden Saison die Torjäger-Liste der 3. Liga an. Auch mit 36 Jahren beweist der Bundesliga-Routinier immer wieder seine individuelle Klasse. Für die "Löwen" ist er daher auch ein absoluter Schlüsselspieler, der jederzeit den sogenannten "Unterschied" ausmachen kann. Dabei überzeugt der Stürmer vor allem als Fixpunkt im Sturmzentrum, der Gegenspieler bindet und sich auch in Unterzahlsituationen durchzusetzen weiß. Seine große Qualität und langjährige Erfahrung spiegelt sich ebenso im Stellungsspiel, der Spielübersicht und dem Torabschluss wider.
Nachdem im Aufbauspiel über die Innenverteidiger auf den Außenverteidiger Steinhart gespielt wird, richtet sich dessen Blick direkt in Richtung Mölders in der Sturmspitze. Obwohl Mölders sich in einer Unterzahlsituation gegen die gegnerischen Innenverteidiger befindet, erfolgt das Zuspiel, und der Torjäger vollendet auf technisch höchstem Niveau.
Die Münchener spielen per Doppelpass Willisch auf der rechten Außenbahn frei. Dieser treibt den Ball bis zur Grundlinie. Mölders erkennt den freien Raum im Rücken der gegnerischen Abwehrspieler, die sich auf die einlaufenden Greilinger und Tallig konzentrieren. Willisch sucht und findet den Routinier im Rückraum.
Mölders antizipiert eine Hereingabe von der linken Seite und setzt sich im entscheidenden Moment von seinem direkten Gegenspieler ab. Dieser verliert Mölders kurzzeitig aus den Augen und kann anschließend nur noch zuschauen, wie der Stürmer per Fallrückzieher vollendet.
Wer sich für mehr taktische Inhalte aus dem Profibereich interessiert, für den haben wir unter "Themenverwandte Links" zahlreiche weitere Taktikanalysen aus den höchsten deutschen Spielklassen angehängt.
Autor: Bruno Vallon / Philippka