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In ihrer Laufbahn treffen Fußballer*innen auf viele verschiedene Trainer*innen, die sich nicht nur in ihrer Spielauffassung, sondern auch im Führungs- und Coachingstil unterscheiden. Gerade weil es diese große Vielfalt gibt und die Anforderungen der Spieler*innen ebenso vielfältig sind, stellt der DFB die Entwicklung des "Trainer-Ich" ins Zentrum der Trainer*innen-Ausbildung. Der Hintergrund? Trainer*innen sollen nicht nach Schema F entwickelt werden, sondern auf Basis ihrer ganz individuellen Stärken und Schwächen zur freien Entfaltung kommen.
Nachdem letzte Woche die Devise "weniger ist mehr" vorgestellt wurde, soll es diesmal um die aktive Variante gehen. Aktives Coaching ist schließlich jedes Wochenende in den Top-Ligen der Welt zu beobachten. Besonders ein Trainer hat es geschafft, mit seinem lebendigen und emotional aufgeladenen Coachingstil Sympathiepunkte bei der Mannschaft und in ganz Fußball-Deutschland zu sammeln: Steffen Baumgart.
Unter Baumgart begeistert der 1. FC Köln trotz finanzieller Nachteile gegenüber der Konkurrenz mit einem engagierten und geradlinigen Offensivfußball. Attribute, die problemlos zur Beschreibung des Coaches genutzt werden können. Baumgart ist ein Mann klarer Worte und ein Antreiber, der zwar viel von seiner Mannschaft verlangt, ihr dafür aber auch volle Rückendeckung gibt, wenn sie den entsprechenden Einsatz zeigt.
Sein Führungsstil mag auf den ersten Blick etwas schroff wirken, verlangt aber eine Menge Empathie und Fingerspitzengefühl. Denn damit seine Mannschaft sich für ihren Trainer aufopfert und immer wieder aufs Neue über die Grenze geht, muss der Coach bei all seinen Ansprüchen eine vertrauensvolle und wertschätzende Umgebung schaffen. Die Mannschaft muss das Gefühl haben, dass hinter jeder Anweisung ein klarer und zielführender Plan steckt, dass sich jeder Meter und jeder Zweikampf lohnt - auch wenn es wehtut.
Ein weiteres Merkmal aktiver Trainer*innen ist die Motivationsfähigkeit. Sie verstehen es, ihre Leidenschaft für das Spiel auf die Mannschaft zu übertragen und die passenden Worte für jede Situation zu finden. Dabei geht es weniger um simples Phrasen dreschen als vielmehr darum, den Spieler*innen das nötige Selbstvertrauen zu vermitteln. Wer braucht etwas mehr Zuspruch? Wen muss ich aufrichten und wer muss vielleicht sogar geerdet werden? Auch hier hilft die richtige Mischung aus Empathie und einer klaren, aktiven Ansprache.
Neben der emotionalen Komponente muss es natürlich auch fachlich passen. Es ist wichtig, eine klare Idee vom Fußball zu haben und zu wissen, wie diese vermittelt werden soll. Allerdings darf bei aller Detailversessenheit kein Kontrollzwang entstehen. Sogenannte "Joystick-Trainer" versuchen von außen jeden Pass und jeden Lauf vorzugeben – ihre Spieler*innen wie an der Konsole zu steuern. Zwar eine Art aktiven Coachings, allerdings repressiv gegenüber der individuellen Entwicklung der Spieler*innen und somit kontraproduktiv – auch für das beidseitige Vertrauen.
Effektiver sind Denkanstöße, die in die richtige Richtung führen. Auch im Training können Spieler*innen durch klare Ansprache und gezielte Fragen aktiv gelenkt werden, ohne dabei das eigene Denken einstellen zu müssen. Um bestimmte Verhaltensweisen zu provozieren, muss die Lösung nicht unmittelbar auf dem Silbertablett serviert werden. Stoppt die Übung an der kritischen Stelle und holt die betreffenden Spieler*innen mit ins Boot: "Schau mal über deine Schulter, was siehst du? Welche Lösungen würden sich noch anbieten, um aus dieser Situation herauszukommen?" Kommen die Spieler*innen selbst drauf, werden sie das Gelernte besser abspeichern, als wenn sie alles vorgesagt bekommen.