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Lilith Schmidt: Aus der Junioren-Rheinlandliga zu den Bundesliga-Frauen

Lilith Schmidt ist 16 Jahre jung und bestreitet diese Saison ihr erstes Seniorinnen-Jahr überhaupt. Dass sie dieses bei den Profis des 1. FC Köln antreten darf, hat sie unter anderem einer guten und intensiven Förderung durch verschiedene Stützpunkte und Lehrgänge zu verdanken. Doch das wirklich nötige Rüstzeug für die Frauen-Bundesliga – da ist sie sich sicher – holte sie sich bei den Jungs.

Früh übt sich

"Angefangen habe ich so mit drei oder vier", erinnert sich Lilith an ihre ersten Ballberührungen. Ihr Vater war damals der Trainer der Mannschaft, in der sie anfing, vereinsorganisiert Fußball zu spielen. Dass sie dort schon wie selbstverständlich in einem gemischtgeschlechtlichen Team spielte, entpuppte sich später als großer Vorteil.

Nur ein Jahr später wechselt Lilith zum JFV Wolfstein, wo sie von Trainer Matthias Liedtke als vollwertiges Teammitglied aufgenommen und gefördert wird. Auch hier ist sie ständig von Jungs umgeben: "Mal waren zwei oder drei andere Mädchen dabei, mal war ich die einzige in der Mannschaft", erzählt Lilith und führt aus: "Matthias kennt mich schon seit ich ganz klein war. Für ihn war es selbstverständlich mich zu fördern und nicht nur mitspielen zu lassen, sondern mir auch Verantwortung zu übertragen. Dadurch kommt dann natürlich auch der Respekt, den die Jungs einem entgegenbringen."

Durchsetzungsstark und leidenschaftlich

Lilith profitierte ihrer Ansicht nach vor allem von den hart geführten Zweikämpfen und dem schnelleren Spiel bei den Jungs. "Wenn man dort mithalten will, muss man richtig dagegenhalten und den Jungs klarmachen, dass man kein 'typisches Mädchen' ist. Ich habe gelernt, Zweikämpfe anzunehmen und richtig reinzugehen – mich durchzusetzen", erzählt die U-Nationalspielerin, die sich und ihr Fähigkeitenprofil auf der Sechs am besten aufgehoben sieht.

Über die U 13-Mädchen- und -Jungen-Stützpunkte empfahl sich die zweikampfstarke Antreiberin schließlich für die Rheinlandauswahl der Mädchen und während sie einerseits noch mit den Jungs des JFV Wolfstein in der C-Junioren Rheinlandliga spielte, machte sie andererseits von der Möglichkeit des Zweitspielrechts Gebrauch.

Sie schloss sich der U 17-Bundesliga-Mannschaft der Mädchen vom SC Bad Neuenahr an – ein erheblicher Mehraufwand für sie, der sich aber lohnen sollte: Denn neben den Empfehlungen, die die Verbandssportlehrer aussprachen, waren auch ihre Leistungen in den beiden Jugendteams dafür verantwortlich, dass sie trotz Corona und den damit einhergehenden mangelnden Sichtungsmöglichkeiten ihre erste Einladung zur U 15-Nationalmannschaft des DFB bekam. Zwar musste sie pandemiebedingt etwas länger auf ihr Länderspieldebüt warten, doch als Teil der U 16-Nationalmannschaft durfte sie als Jungjahrgang endlich in den beiden Vergleichen mit Dänemark ran und traf im Rückspiel sogar das erste Mal im Trikot der Nationalmannschaft.

Frauenfußball auf dem Vormarsch

Als Teil der Juniorinnen-Nationalmannschaft sind die Spiele des A-Teams für sie natürlich doppelt interessant. "Bei der EM habe ich jedes Spiel gesehen und war beeindruckt von dem Niveau, das dort mittlerweile herrscht. Gerade physisch ist das Spiel in den letzten Jahren besser geworden. Die deutsche Mannschaft ist da das beste Beispiel mit ihrer intensiven Spielweise", resümiert Lilith.

Aufgrund ihres eigenen Werdegangs, ihrer Lieblingsposition und den damit verbundenen Stärken hat sie eine Spielerin dabei natürlich ganz besonders beeindruckt: "Wie Lena Oberdorf ihre Zweikämpfe gewinnt, ist einfach überragend. Aber auch die Bälle, die sie spielt: Mit nur wenigen Kontakten aufdrehen und in die Tiefe spielen, egal mit welchem Fuß! Lena ist natürlich eine Art Vorbild auf meiner Position."

Bei den Kölner Frauen will sie diese Qualitäten nun auch auf den Platz bringen und ein Mehrwert für die Mannschaft sein: "Klar ist es mein erstes Jahr, ich muss erstmal ankommen und Fuß fassen. Aber die Mannschaft hat mich super aufgenommen und ich habe durch die Zeit bei den Jungs gelernt, wie man das hohe Tempo und die Intensität mitgeht", erklärt sie.

Für Lilith ist genau diese Intensität das, was Fußball so interessant macht: "Als ich noch in der U 17-Bundesliga gespielt habe und gleichzeitig ein Spiel in der Rheinlandliga bei den Jungs hatte, habe ich mich meistens für das Spiel bei den Jungs entschieden. Das hat mich mehr gefordert, mir einfach mehr gebracht", ist sich Lilith sicher.

Traut euch!

Bei den Frauen ist das Niveau nun natürlich ein anderes. Viele Spielerinnen im Team und in der Liga sind einen ähnlichen Weg wie Lilith gegangen. "So früh wie möglich bei den Jungs einsteigen ist extrem wichtig", meint Lilith. "Wenn man es gar nicht anders kennt, ist es auch kein Problem mehr, mit Jungs zu spielen. Ich hatte nie Berührungsängste und auch die Jungs waren an mich gewöhnt. Den Respekt habe ich mir durch meine Leistung und den Einsatz verdient. Wir sind uns stets auf Augenhöhe begegnet. Es ist einfach wichtig – wenn man sich entscheidet bei den Jungs zu spielen – nicht nur auf dem Platz alles zu geben, sondern auch daneben ein Teil der Mannschaft zu sein."

Talentierten und ambitionierten Mädchen rät sie daher: "Wenn ihr in einer Jungs-Mannschaft den Trainer kennt, oder euch mit ein paar von den Spielern gut versteht, dann traut euch und geht hin!"

Liliths Zukunftspläne

Wo das hinführen kann, zeigen die Wege diverser Nationalspielerinnen – und eben auch jener von Lilith. Für den 1. FC Köln und die Frauen-Bundesliga hat die 16-Jährige die Heimat inzwischen hinter sich gelassen und ist ins Kölner Internat gezogen. Auch die Schule musste sie dementsprechend wechseln und macht nun an einem Kölner Gymnasium ihr Abitur, das ihr den Zugang zu einem Psychologiestudium ermöglichen soll: "Auch wenn sich der Frauenfußball immer weiter professionalisiert, wissen wir ganz genau, dass wir neben der Profikarriere noch ein zweites Standbein brauchen. Viele Spielerinnen studieren nebenbei. Ich finde Psychologie spannend und würde da dann natürlich gerne in die Richtung Sportpsychologie gehen", erzählt Lilith.

Beim "Effzeh" erhalten die Nachwuchs-Profis bei der Gestaltung ihrer dualen Karriere volle Unterstützung: "Durch eine Kooperation des Vereins mit dem Olympia-Stützpunkt hier in Köln werden wir auf unserem Weg eng begleitet. Wir können jederzeit mit unseren Fragen dorthin kommen und die Laufbahnberatung in Anspruch nehmen. So kriegen wir alle Infos über Universitäten, Studiengänge, Spitzensportprogramme und so weiter."

Die Sommerferien konnte Lilith nutzen, um in Köln anzukommen und ihre ersten Schritte beim Bundesligateam der Frauen zu machen. Jetzt gilt es, verletzungsfrei zu bleiben und neben der Schule auf dem Platz so viel Gas zu geben, dass sie schon bald ihre ersten Pflichtspieleinsätze bekommt: "Wir haben eine starke Mannschaft und eine guten Mix aus Erfahrung und Talent. Auch auf meiner Position ist die Konkurrenz natürlich stark, aber wir arbeiten gut zusammen und helfen uns gegenseitig. Die älteren Spielerinnen geben Tipps und ihre Erfahrung weiter. Ich mache mir erstmal keinen Druck, will mich im Training beweisen und mir meine ersten Einsätze verdienen." So stellt sich Lilith ihre erste Saison bei den Frauen vor. Ganz schön fokussiert!