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Nach dem Torschuss nicht ab-, sondern umschalten!

„Wenn ich eher loslaufe als ein anderer, dann schaue ich schneller.” So hat Johan Cruyff die für die Handlungsschnelligkeit wichtige Wahrnehmungsfähigkeit beschrieben. Die Ausbildung dieser kognitiven Fähigkeit ist also von zentraler Bedeutung – gerade auch für das Umschaltverhalten. FLVW-Verbandssportlehrer Carsten Busch zeigt, wie das Umschalten in ein Torschusstraining integriert werden kann.


Handlungsschnelligkeit beim Umschalten

Umschalten ist nicht nur ein vom Willen gesteuerter Wechsel der Aufmerksamkeit von einem Objekt (oder einer Tätigkeit) zum anderen, sondern „Umschaltfähigkeit verlangt, unter Zeitdruck ein(e) Situation, Merkmal, Lösung zu antizipieren und gleichzeitig die Option für (eine) weitere Lösung(en) vorzubereiten“ (Voigt & Jendrusch, 1993, S.92). Diese Definition kann auch auf den Fußbal übertragen werden: Erobert die Mannschaft den Ball, muss sie blitzschnell erkennen, ob ein Konter sofort möglich oder der Spielaufbau erfolgversprechender ist. Und bei Ballverlust, ob sie sofort ins Gegenpressing gehen kann oder sich in die defensive Grundordnung fallen lassen muss. Beide Verhaltensweisen basieren auf einer guten visuellen Wahrnehmung und einem gut ausgeprägten Entscheidungshandeln.


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Die Handlungsschnelligkeit setzt sich aus der motorischen und der kognitiven Komponente zusammen. Bei der Motorik bilden die koordinativen Anteile die Basis für die spezifische Technik, ergänzt durch die konditionellen Fähigkeiten Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Die Kognition besteht aus den psychischen Fähigkeiten Wahrnehmung, Entscheidung, Antizipation und Reaktion. Gemeinsam bilden alle Teilaspekte ein komplexes Gebilde – sie bedingen einander und sind nicht voneinander zu trennen:

  • Wahrnehmungsschnelligkeit wird differenziert in die Raumwahrnehmung (Spielfeld) und Bewegungswahrnehmung (Eigenbewegungen, Mit- und Gegenspieler, Ball). Ihre Qualität hängt ab vom visuellen System sowie von der Motivation und den Erfahrungen bzw. Kenntnissen der Spieler.
  • Entscheidungsschnelligkeit bezeichnet die Entschlussfreudigkeit unter hohen Druckbedingungen. Sie wird bestimmt von der schnellen Informationsverarbeitung, dem Vergleich mit Spielerfahrungen sowie der Qualität der vorausgegangenen Wahrnehmung und Antizipation.
  • Antizipationsschnelligkeit ermöglicht dank einer schnellen Informationsaufnahme und -verarbeitung das frühzeitige Erkennen der Absichten von Mit- und Gegenspielern und somit einen Zeitvorsprung. Leistungsstarke Spieler benötigen meist weniger Informationen als schwächere.
  • Reaktionsschnelligkeit ist zum einen abhängig von der Informationsaufnahme und der Nervenleitgeschwindigkeit und zum anderen von sportartspezifischen Kenntnissen und der Wettkampferfahrung.


Das Umschalten im Torschusstraining

Das Umschaltverhalten wird nicht isoliert, sondern als ‘Nebenprodukt’mittrainiert. Der Großteil unserer Trainingsformen beinhaltet defensive wie offensive Umschaltaktionen. Die Spieler sollen jede Übungssequenz des kombinierten Torschuss-Umschalt-Trainings qualitativ gut ausführen: Jede Aktion steht für sich und die Ausführung erfolgt im Wettkampftempo mit der erforderlichen Zielstrebigkeit. Sobald sie aber abgeschlossen ist, müssen sie sich so schnell wie möglich auf eine neue Aufgabe einstellen (Anbieten und Freilaufen beim Umschalten auf Offensive einerseits, Schieben und Zuordnen beim Umschalten auf Defensive andererseits). Deshalb sind hier Nachschüsse bei vom Torwart abgewehrten Bällen untersagt. Wichtig ist die Belastungsdosierung, da durch die Mehrfachaktionen schon vor der eigentlichen Spielform bereits hohe Intensitäten entstehen. Daher sind die Spielzeiten dem Trainingszustand und der jeweiligen Saisonphase angemessen zu gestalten.

Organisation und Ablauf

  • Ein 32 x 18 großes Feld mit 2 Toren und Torhütern markieren.
  • A steht mit Ball außen neben der Mittellinie vor einem Dummy, E(!) ebenfalls mit Ball neben dem langen Pfosten von Tor 1.
  • A dribbelt an, fintiert und schließt auf Tor 1 ab.
  • Mit dem Torschuss dribbelt E in Richtung Tor 2.
  • A wird gegenpressender Verteidiger.

Variationen

  • Bei Ausball spielt der Trainer sofort einen weiteren Ball ins Feld.
  • A und E starten gleichzeitig neben der Mittellinie: Nach den Abschlüssen spielt der Trainer einen weiteren Ball ins Feld.E startet neben Tor 2, A verteidigt Tor 1.

Organisation und Ablauf

  • Feld wie zuvor, doch jetzt steht neben Tor 2 Angreifer B mit Ball und auf der Mittellinie Verteidiger F.
  • A bietet sich nach seinem Abschluss B vor der Strafraumlinie (= Abseitslinie) zum Doppelpass oder Klatschenlassen an.
  • B spielt den zunächst teilaktiven F aus und schließt ab.
  • Jetzt startet E und spielt gemeinsam mit F auf Tor 2.
  • A und B schalten um: Der ballnahe Spieler stellt, der andere sichert und deckt den Angreifer ohne Ball im Raum.

Variationen

  • freie Kombination von A und B
  • E und F agieren wie A und B (Abschluss plus Zusammenspiel). Danach spielt der Trainer einen Ball zum 2 gegen 2 ein.

Organisation und Ablauf

  • Das Feld auf 25 Meter Breite vergrößern.
  • Die Angreifer A, B und C mit Bällen gemäß Abbildung verteilen.
  • Verteidiger F steht an der Strafraumlinie (= Abseitslinie), E mit Ball links und G ohne Ball rechts neben Tor 1.
  • Zunächst wie zuvor: A dribbelt an und schließt ab (blaue Pfeile).
  • Danach spielt er wie zuvor mit B 2 gegen 1 gegen F (graue Pfeile).
  • Anschließend erhält B das Zuspiel von C und legt für A zum Torschuss ab (grüne Pfeile).
  • Mit dem Torschuss starten E, F und G zum 3 gegen 3 ins Feld.

Variationen

  • variable Passkombinationen bei den Torabschlüssen

Organisation und Ablauf

  • Feld wie zuvor
  • Beide Teams beginnen gleichzeitig mit denselben Passkombinationen auf das jeweils gegenüberstehende Tor (ohne Abbildung).
  • Deshalb finden sie ohne Gegenspieler statt!
  • Die Abbildung zeigt die nach jeweils drei Torabschlüssen möglichen Positionen der Spieler.
  • Jetzt spielt der Trainer einen Ball zum 3 gegen 3 ins Feld.
  • Jetzt gilt es für beide Teams, daraus je nach Angreifer- oder Verteidigerrolle die richtigen Aktionen zu initiieren.

Organisation und Ablauf

  • Das Feld auf Strafraumbreite vergrößern.
  • Positionen wie Trainingsform 3 (Doppelaktionen plus 3 gegen 3)
  • Doch jetzt steht neben dem Strafraum von Tor 1 Angreifer D ohne Ball und neben Tor 1 ein weiterer Verteidiger H.
  • Zunächst wie Trainingsform 3, doch jetzt spielt Torwart 2 nach dem dritten Torschuss einen Flugball auf den Flügel zu D (siehe Abbildung).
  • D nimmt an und mit und flankt vor Tor 1 auf die abgestimmt einlaufenden A, B und C (kurzer und langer Pfosten sowie Rückraum). Danach rückt D sofort ins Feld.
  • Mit Torschuss 4 startet Rot zum 4 gegen 4 ins Feld.

Variation

  • variable Passkombinationen bei den Torabschlüssen

Die Trainingsformen lassen sich auch gut als isoliertes Torschusstraining absolvieren. Sie werden dann allerdings mit Nachschuss ausgeführt.

Weitere Tipps und Informationen zum Umschaltverhalten und zum Torschusstraining sind unter 'Themenverwandte Links' zusammengestellt.