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Nina Hasselmann: Drei Tore sind nicht genug!

Dass Nina Hasselmann Torhüterin werden will, war ihr schon früh klar. Bis sie dann wirklich durfte, musste sie sich aber noch etwas gedulden. Schließlich sind Einsätze auf spezifischen Positionen im Kinderfußball noch kein Thema. Ihr Weg führte sie durch diverse Jungen-Teams beim TSV Nieukerk bis ins Tor der Niederrheinliga-Frauen vom SV Walbeck.

Die ersten Schritte

So lange musste sie sich dann aber doch nicht gedulden. "Die U 17-Mädchen vom SV Walbeck hatten 2018 keine Torhüterin", erinnert sich Hasselmann. "Ich war da zwar erst elf, aber trotzdem wurde ich gefragt, ob ich da Lust drauf habe." Hatte sie! Zu diesem Zeitpunkt spielte sie allerdings auch schon einige Jahre beim TSV Nieukerk. "Meine Eltern haben auch beide Fußball gespielt und mich dann irgendwann zur F-Jugend beim TSV gebracht. Dass da nur Jungs waren, hat mich eigentlich nicht interessiert. Ich wollte halt Fußball spielen und dort war es möglich." Und auch die Jungs hatten kein Problem damit, Nina in ihre Mannschaft aufzunehmen: "Wir waren ja noch ganz klein. Ich glaube da haben die sich noch gar keine Gedanken drüber gemacht. Dann bin ich halt mit dabei geblieben und in die Mannschaft reingewachsen. Die kennen es eben nicht anders, als mit mir zusammen zu spielen."

Auch ihr aktueller Trainer bei den B-Junioren des TSV Nieukerk, Andreas Wallach, berichtet vom guten Verhältnis innerhalb der Mannschaft: "Wir sind alle sehr froh, dass Nina bei uns ist. Sie ist eine super Fußballerin und kann bei uns in der Leistungsklasse locker mithalten. Wahrscheinlich kann sie den Ball sogar öfter hochhalten als meine Jungs!"

Und ihr Talent sollte nicht unentdeckt bleiben: Von der U 11 bis zur U 14 spielte Hasselmann am Landesstützpunkt Mädchenfußball in Kalkar, während sie weiterhin zwischen den Jungs beim TSV und den U 17-Mädchen beim SV Walbeck pendelte. Mit 13 Jahren durfte sie dann sogar erstmals bei den Niederrheinliga-Damen des SVW mittrainieren! Das Training mit den Jungs – so ist sich Nina Hasselmann sicher – hat ihr diesen Weg geebnet: "Das Training mit den Jungs hat mir einfach mehr gebracht. Allerdings wurden häufiger Spiele der Mädchen auch unter der Woche ausgetragen, sodass ich dann dort auch noch im Tor stehen konnte."

Viel Verantwortung in jungen Jahren

Immer wieder spielen talentierte und ambitionierte Mädchen auch höherklassig bei den Jungs mit. Das sogar als Torhüterin zu schaffen, ist bemerkenswert und außergewöhnlich. Trainer Wallach meint: "Klar schauen wir in unserer Liga auch auf die Leistung. Das fordern auch die Jungs. Aber wenn Nina nunmal die beste Lösung zwischen den Pfosten ist, dann spielt sie auch!"

Was er neben ihren fußballerischen Qualitäten an ihr schätzt, ist die "positive Verrücktheit": "Nina ist unfassbar fleißig. Obwohl sie aktuell in drei Mannschaften spielt und noch zur Schule geht, ist sie auch bei uns eigentlich in jedem Training dabei. Wir alle können uns stets auf sie verlassen!"

Tatsächlich kommt Nina aktuell auf sechs Tage Fußball in der Woche – ein Pensum, das sonst nur Jugendspieler in Nachwuchsleistungszentren gewohnt sind: "Montag ist mein freier Tag. Dienstags und donnerstags trainiere ich aktuell bei den U 17-Mädchen. Mittwochs ist dann Torwarttraining bei der ersten Damenmannschaft dran, und freitags bin ich bei den Jungs in Nieukerk. Samstags spiele ich in der U 17, und Sonntag früh spiele ich erst mit den Jungs und fahre dann meistens noch zum Spiel der Damen, wenn das zeitlich passt!" Okay, langweilig wird ihr wenigstens nicht!

Dieter Blomm, Trainer der Walbecker Damen, bestätigt: "Das ist schon verrückt, wenn sie nach ihrem Spiel bei den Jungs auch noch bei uns aufschlägt, sich schnell umzieht und auf die Bank setzt. Schon früher, als sie noch nicht alt genug war, um mitzuspielen, ist sie zu jedem unserer Spiele gekommen – egal ob wir in Velbert, Düsseldorf oder Wuppertal gespielt haben!"

Auch er hat früh erkannt, dass Nina eine außergewöhnlich talentierte junge Torfrau ist: "Es ist schwierig, sich vor Augen zu führen, dass das Mädchen erst 15 und damit noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung ist. Sie ist jetzt schon sehr groß für ihr Alter, und da kommen bestimmt noch ein paar Zentimeter dazu", sagt der Coach. Auch er schätzt die technischen Qualitäten seiner Nachwuchs-Torhüterin: "Nina läuft sogar Treppen, während sie den Ball hochhält – kein Witz!"

Reflektiert und zielstrebig

Dass Nina trotz der umfangreichen Belastung noch mehr von sich selbst erwartet, unterstreicht ihre tadellose Einstellung. Sie beschreibt sich selbst als Torhüterin mit Stärken auf der Linie und im 1 gegen 1 – weiß im Gegenzug aber auch genau, woran sie noch arbeiten will: "Ich muss noch mehr Verantwortung übernehmen und mitspielen. Ich weiß ja eigentlich, dass ich auch gut mit dem Ball am Fuß bin, aber gerade bei den Jungs und jetzt bei den Damen halte ich mich da eher noch zurück."

Einerseits hadert sie hierüber mit sich selbst, andererseits liefert sie die Erklärung jedoch gleich hinterher: "Das Spiel bei den Jungs ist halt viel schneller und direkter. Ein kleiner Fehler kann sofort zu einem Gegentor führen. Bei den Damen ist das ähnlich. Außerdem bin ich da ja auch noch ganz frisch dabei und kann natürlich nicht direkt den Ton angeben."

Für die Zukunft hat sich Nina vorgenommen, sich bei den Damen des SV Walbeck an den Frauenfußball auf hohem Niveau zu gewöhnen und in der Niederrheinliga oben mitzuspielen. "Wenn es dann noch höher hinaus gehen sollte, sage ich sicher nicht nein. Ich habe schon viel Zeit investiert und will das Beste aus mir rausholen", meint Nina. Dass diese Saison auch ihre letzte bei den Jungs sein wird, stimmt sie traurig: "Ich werde das Spiel mit den Jungs schon vermissen. Aber vielleicht klappt es ja doch nochmal mit dem Landesstützpunkt, dann bin ich in der A-Jugend wieder dabei!"

Dem SV Walbeck hat Nina für eine weitere Saison zugesagt – Trainer Blomm ist froh darüber: "Gefühlt sind alle Vereine aus dem Niederrhein-Verband hinter ihr her. Wir kriegen ständig Anfragen von Regionalligisten. Aber bei uns ist sie in einem familiären Umfeld und darf ohne Druck neben unserer langjährigen Stammtorhüterin wachsen und auch mal Fehler machen, ohne deshalb ihr Standing zu verlieren. Ich will das Mädchen auf keinen Fall verheizen! Wenn sie dann in zwei bis drei Jahren auf mich zukommt und sagt, dass sie jetzt bereit ist für den nächsten Schritt, werden wir ihr sicher keine Steine in den Weg legen. Bis dahin versuchen wir, sie bestmöglich zu fördern und sind froh, eine so zuverlässige und ehrgeizige Nachwuchsspielerin im Kader zu haben."

Und wie geht es beim TSV weiter, wenn Nina weg ist? "Wir haben aktuell drei Mädchen im Verein, die über unsere Jungen-Teams ebenfalls in die Kreisauswahl gekommen sind und inzwischen mit einem Zweitspielrecht für die Mädchen-Mannschaften von Borussia Mönchengladbach spielen", erzählt Trainer Andreas Wallach von der Entwicklung des Jugendfußballs im Dorf nahe der holländischen Grenze. "Für die drei war Nina natürlich gewissermaßen eine Vorreiterin. Sie hat gezeigt, dass sie problemlos mit den Jungs mithalten kann und dort akzeptiert und respektiert wird. Wir sind stolz, dass sie ihren Weg geht und freuen uns, wenn uns die drei jüngeren Spielerinnen weiterhin erhalten bleiben." – Die nächsten Mädchen-Talente machen sich auf den Weg!