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Mit ihren vielen jungen Talenten will die U23 des SC Preußen Münster über das Spiel mit dem Ball dominant auftreten. Das klappt zumeist ganz gut, nur an der Anzahl klarer Torchancen hapert es häufig noch. In der Westfalenliga hat es das Team von Trainer Sören Weinfurtner oft mit kompakt verteidigenden Abwehrreihen zu tun. Da Aufbau- und Übergangsspiel schon gut funktionieren, drücken die Preußen ihre Gegner bis tief in deren Hälfte zurück. Im letzten Drittel werden die junge Akteure aber noch zu schnell ungeduldig. Um das zu verbessern, will der Trainer seinen Talenten die dafür notwendige Ruhe und Gelassenheit vermitteln. Denn kombiniert mit Kreativität und Talent sind das meist die besten Ratgeber, um nicht nur viele, sondern auch klare Torchancen zu erspielen.
Einige Profivereine haben in den letzten Jahren ihre Jugendarbeit neu ausgerichtet und ihre U23/U21-Mannschaften vom Spielbetrieb abgemeldet, um die dort frei werdenden Ressourcen anderweitig zu investieren. Anders der SC Preußen Münster, der seine U23 weiter als Teil seines Ausbildungskonzeptes sieht. Wir nehmen als Bindeglied zwischen Profimannschaft und Nachwuchsabteilung im Ausbildungskonzept der Preußen eine wichtige Rolle ein. Zum einen geben wir Spielern, die die U19 verlassen und nicht direkt den Sprung zu den Profis schaffen, die Möglichkeit, im Seniorenfußball anzukommen, sich dort zu etablieren und die nächsten Karriereschritte zu gehen, um vielleicht doch noch in den Profifußball zu gelangen. Zum anderen bieten wir jungen Akteuren und Rekonvaleszenten der Profimannschaft die Chance auf Spiel- und Wettkampfpraxis.
In der U23 eines Proficlubs hat die Entwicklung von Talenten Priorität. Die Westfalenliga bietet dafür eine durchaus geeignete Plattform. Viele Teams sind gespickt mit erfahrenen Spielern, die schon höherklassig gespielt haben oder als Profis aktiv waren und die genau wissen, welche Knöpfe sie drücken müssen, um unsere Talente aus dem Konzept zu bringen. Als spielstarke und spielfreudige Mannschaft überlassen uns die meisten Gegner zunächst den Ball und verteidigen in engen Formationen dicht vor dem eigenen Tor. Gepaart mit einer harten Zweikampfführung und kleinen, aber erlaubten Provokationen versuchen sie, unsere Spieler zu verunsichern und zu emotionalisieren. Da sind Geduld und Gelassenheit gefragt. So werden unsere Talente regelmäßig mit den Charakteristika des ‘Männerfußballs’ konfrontiert, womit sich sogar diejenigen schwer tun, die aus der U19-Bundesliga zu uns kommen. Darauf müssen wir sie vorbereiten, ohne auf unsere von Ballbesitz geprägte Spielidee zu verzichten.
In der vergangenen Saison hatten wir aber nicht nur mit den eben beschriebenen Verhaltensweisen große Probleme. So war es sehr frustrierend, häufig gegen Teams verloren oder unentschieden gespielt zu haben, die wir eigentlich dominierten. Dabei konnten wir im Aufbau- und im Übergangsspiel meist überzeugen, doch im letzten Drittel erspielten wir uns – gemessen an unserem Ballbesitzanteilen – zu wenig klare Torchancen. Folgendes Bild war symptomatisch: Wir ließen den Ball gut laufen, der Gegner verschob immer unsauberer, sodass wir Trainer wussten, dass sich gleich ein Raum öffnen würde. Doch leider wurde dann einer unserer Spieler ungeduldig und entschied sich für einen Distanzschuss unter Gegnerdruck oder eine Halbfeldflanke in eine Unterzahlsituation hinein. Aber wie oft führt so etwas zu Erfolg? So verschenkten wir den Ball meist, kurz bevor wir den Gegner zermürbt hatten. Der konnte somit durchatmen oder sogar einen gefährlichen Konter fahren. Teilweise hatten wir nach 90 Minuten eine schon grotesk anmutende hohe Anzahl an Torabschlüssen zu verzeichnen, die wir aber sofort gegen weniger, dafür aber klarere Torchancen eingetauscht hätten. Besonders problematisch wurde es, wenn wir in Rückstand gerieten. Statt unseren Stiefel weiter runterzuspielen, versuchten unsere Spieler meist, die Angriffe über die zuerst bespielte Seite durchzudrücken und liefen so immer wieder in Unterzahlsituationen hinein. Unser Positionsspiel wurde immer konfuser, sodass wir Schwächen in der Absicherung unserer Angriffe bekamen. Nicht selten kassierten wir schnell ein zweites Gegentor und eine Aufholjagd war kaum noch möglich.
Für eine junge Mannschaft sind das durchaus nachvollziehbare Verhaltensweisen, an denen wir nun arbeiten müssen. Wir wollen einen tief verteidigenden Gegner in Bewegung bringen und ihn in bestimmten Räumen und Zonen binden, um dann an anderen Stellen Lücken aufzureißen. Wir wollen mit Geduld und Kreativität klare Torchancen erarbeiten und dem Gegner keine Pausen lassen, anstatt auf Halbchancen und Zufälle zu hoffen.
In der vorgestellten Trainingseinheit geht es also darum, bei Ballbesitz geduldig zu bleiben, ohne das Ziel Torabschluss aus den Augen zu verlieren. Dazu nutzen wir vornehmlich Spielformen mit entsprechenden Provokationsregeln oder Feldbegrenzungen, in denen die Spieler ständig Entscheidungen treffen müssen und so ihre Spielintelligenz und Handlungsschnelligkeit entwickeln. Auf der einen Seite ist das eine technisch-taktische Aufgabe: Aspekte wie Positionsspiel, Restverteidigung, Orientierung, Ballzirkulation, Spielverlagerungen und Dribblings werden im Fokus stehen. Auf der anderen Seite müssen wir auch der mentalen Herausforderung gerecht werden, trotz Rückstands Ruhe zu bewahren sowie geduldig und realistisch beim Erkennen von Torchancen bzw. der jeweiligen Abschlusstechnik zu sein. Solche Situationen versuchen wir in den Trainingsformen zu simulieren.
Gegen einen kompakten Gegner wollen wir unsere Angriffe geduldig und strukturiert vorbereiten. Er soll durch viele Pässe ‘in Bewegung’ gebracht und desorganisiert werden. Daher sind das Binden des Gegners und der Schnittstellenpass in die Tiefe die Kernthemen dieser Einheit. Im hinführenden Teil starten wir mit einem Positionsspiel auf Ballhalten und schulen das Freilaufverhalten, das Spiel mit dem Deckungsschatten und die Handlungsschnelligkeit der Spieler. Letztere ist ständiges Thema dieser Einheit. In Hauptteil 1 verbinden wir dies mit dem ‘letzten Pass’. Um den tiefstehenden Gegner zu simulieren, haben wir dafür nur eine geringe Tiefe konstruiert. Der Pass muss folglich gut dosiert erfolgen. In Hauptteil 2 müssen die Spieler die Zone eigenständig sinnvoll besetzen. Es ist daher darauf zu achten, dass sie die Breite und Tiefe ‘ausfüllen’ und die Überzahl clever ausspielen. Für beide Hauptteile gilt: Nur weil die vorgegebene Anzahl an Pässen gespielt wurde, muss nicht sofort in die Tiefe gespielt werden! Der richtige Moment kann auch erst nach dem zehnten Pass eintreten. Im Schlussteil kommen wir dem ‘richtigen’ Spiel am nächsten. Hier sollen die Spieler die erarbeiteten Dinge umsetzen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Weitere Best Practice-Beispiele sind unter 'Themenverwandte Links' zusammengestellt.