Spiel- und Trainingsprinzipien verdrängen nach und nach starre Vorgaben und taktische Zwänge. Sie helfen bei der Vermittlung der Spielidee und geben den Spieler*innen Orientierung im System. Zu den bekanntesten Prinzipien gehören wohl die Leitlinien des DFB, die bestimmte Verhaltensweisen für die Offensiv- und Defensivphase festlegen. Wir zeigen, wie Trainer*innen diese um eigene Prinzipien erweitern und so eine ganz eigene Spielidentität entwickeln können.

Wofür steht mein Fußball?

Diese zentrale Frage sollten alle Trainer*innen prompt beantworten können. Und auf Basis dieser Antwort lassen sich wiederum Prinzipien für alle vier Spielphasen formulieren. Soll etwa "aktiv und offensiv" gespielt werden, stellt sich die Frage nach dem "Wie". Wie sollen sich die Spieler*innen verhalten, um einen aktiven und offensiven Stil auf den Platz zu bringen?

Dass es dazu unzählige verschiedene Herangehensweisen gibt, beweist der Fußball Tag für Tag. So kann ein intensiver Pressing- und Umschaltstil genauso aktiv und offensiv sein, wie ein ballbesitzorientiertes Positionsspiel. Im Idealfall wird ohnehin danach gestrebt, beides zu vereinen und so über alle vier Spielphasen hinweg volle Dominanz zu entwickeln.

Prinzipien sollten dabei stets so formuliert sein, dass sie jeweils unabhängig vom konkreten Matchplan gelten. Als Trainer*in muss man sich also einen gewissen Spielraum erhalten, um sich auf bestimmte Gegner einstellen zu können, ohne dabei die eigenen Prinzipien über den Haufen werfen zu müssen.

So formuliert der DFB beispielsweise die Defensiv-Leitlinie: "Ballgewinne durch Raum-, Zeit- und Gegnerdruck provozieren!" Dabei wird bewusst offen gelassen, wo diese Drucksituationen genau erzeugt werden sollen. Somit ist die Leitlinie sowohl im Angriffs- und Mittelfeld- als auch im Abwehrpressing anwendbar. Solange die gesamte Mannschaft im Kollektiv und aktiv gegen den Ball arbeitet, ist die Einhaltung des gewünschten Prinzips gegeben.

Formulierungshilfen für alle Spielphasen

Julian Nagelsmann ließ bereits zu seiner Zeit in Hoffenheim aufhorchen, als er von insgesamt 31 Prinzipien sprach, die er mit seiner damaligen U 16-Mannschaft auf dem Weg zu dominantem Fußball verfolge. Inzwischen ist er Cheftrainer beim FC Bayern München und hier vor allem auch deshalb so erfolgreich, weil er seiner Mannschaft mit Hilfe seiner Prinzipien einen präzisen Leitfaden für so gut wie jede Spielsituation an die Hand gibt.

Wenn ihr also eine klare Vorstellung davon habt, wie eure Mannschaft spielen soll, dann versucht diese auf die jeweilig sich bietenden Situationen "herunterzubrechen" und deutliche Handlungsweisen für die Spieler*innen zu formulieren, die ihr euch von ihnen in diesen Situationen wünscht.

Auch Gabriel Imran, Juniorentrainer bei Arminia Bielefeld, hat genau zu diesem Thema ein Buch geschrieben: In "Fußball mit Prinzip – Die eigene Spielauffassung formulieren und vermitteln" bietet er insgesamt die zielgenaue Entwicklung von 19 Prinzipien an, von denen wir nachstehend zwei für jede Spielphase näher vorstellen: