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Ob Antizipation, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit oder Spielintelligenz – letztlich sind dies Erfahrungen, die allesamt im Arbeitsgedächtnis eingebettet sind. Der Begriff des Gedächtnisses wird zumeist nicht sofort mit dem Fußballspiel assoziiert. Dennoch spielt es eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei der Ausführung einer Technik oder beim Erinnern an eine vom Trainer ausgesprochene Anweisung.
Generell wird in der Wissenschaft zwischen der Struktur des Gedächtnissystems und den Prozessen, die innerhalb dieser ablaufen, unterschieden. Je nach Dauer der Speicherung unterscheidet man zwischen dem ‘sensorischen Gedächtnis’, dem Arbeits- bzw. Kurzzeitgedächtnis und dem Langzeitgedächtnis. Neben der Verweildauer lassen sich die Inhalte des Langzeitgedächtnisses weiterhin inhaltlich unterscheiden. So wird beim Abrufen eines einstudierten Spielzuges eine andere Art Gedächtnis verwendet als beispielsweise bei einem Dribbling. Bei ersterem muss ein Spieler auf das ‘deklarative’ Gedächtnis (verantwortlich für die Erinnerung von Fakten oder Ereignissen; häufig bewusst) zurückgreifen, wohingegen die Ausführung einer Technik das ‘prozedurale’ Gedächtnis (verantwortlich für die Erinnerung wie man Dinge tut; häufig unbewusst) benötigt. Im Fußball muss meistens derart schnell gehandelt werden, dass Spieler gar nicht erst die Zeit haben, die gesamte benötigte Information bewusst im limitierten Arbeitsgedächtnis zu verarbeiten. Daher kommen im Fußball verschiedene Prinzipien zum Tragen, welche den ‘kognitiven Flaschenhals’ des Arbeitsgedächtnisses umgehen.
Bei Fußballanfängern beruht die Bewegungsausführung auf der Verfügbarkeit von deklarativem Wissen, welches im Arbeitsgedächtnis verarbeitet wird, da der Anfänger seine Aufmerksamkeit auf die einzelnen Schritte der Bewegung richten muss. Mit zunehmendem Üben und Wiederholen wird sie automatisiert, indem sie in prozedurales Wissen transformiert wird. Daher können erfahrene Sportler im Nachhinein häufig nicht beschreiben, warum oder wie sie etwas gemacht haben. Dieses Phänomen wird in der Wissenschaft auch als ‘expertise-induzierte’ Amnesie bezeichnet. Ein erfahrener Fußballspieler benötigt demnach keine Schritt-für-Schritt-Anweisungen aus dem Arbeitsgedächtnis, um zu dribbeln, sondern kann die limitierte Arbeitsgedächtniskapazität für eine situationsadäquate taktische Entscheidung verwenden. Für die Handlung auf dem Feld bedeutet dies, dass er seine Entscheidung schneller und besser treffen kann.
Menschen verfügen über einen weiteren Mechanismus, um die begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses zu umgehen: So können Spieler mit zunehmender Erfahrung lernen, Spielkonstellationen frühzeitig in ihrer Entstehung zu erkennen. Hier kommt das kognitive Prinzip des ‘Chunkings’ zum Tragen, indem nicht jeder einzelne Spieler auf dem Feld als Informationseinheit abgespeichert bzw. abgerufen wird, sondern die Konstellation bzw. das Muster der Spieler als Ganzes. Dadurch wird die limitierte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses nicht so schnell erschöpft.
Neben den kognitiven Adaptationsprozessen können Trainer durch Instruktionen Einfluss auf Gedächtnisprozesse ihrer Spieler nehmen. Studien zeigen, dass Instruktionen von Trainern im Arbeitsgedächtnis von Spielern gehalten werden und somit ihr Verhalten beeinflussen. Die beschriebenen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Gedächtnis haben Konsequenzen für das Fußballtraining: Grundsätzlich müssen Trainer versuchen, Übungs- und Spielformen derart zu gestalten, dass die kognitiven Adaptationsprozesse optimal zum Tragen kommen und Instruktionsgaben das Lernen fördern und nicht stören. Im Prinzip geht es darum, den ‘kognitiven Flaschenhals’ des Arbeitsgedächtnisses zu umgehen, um den Anforderungen des schnellen Fußballspiels gerecht zu werden. Es empfiehlt sich, bildhafte Formulierungen aus einem anderen, vertrauten Handlungszusammenhang auf die Ausführung eines Bewegungsablaufs zu übertragen. Derartige bildhafte Metaphern unterstützen implizite Lernprozesse und umgehen die Limitationen des Arbeitsgedächtnisses. Prinzipiell ist hier die Kreativität des Trainers gefragt, der versuchen sollte, seine Anweisungen in Metaphern zu verpacken, die Spieler verstehen und beim Lernen unterstützen. So wird beim Erlernen eines Effetschusses das Schussbein „geschwungen wie eine Banane“, oder beim Spannstoß „gezogen wie ein Strich“. In diesem Sinne können bekannte Techniken mit hilfreichen Bewegungsanalogien unterstützt werden.
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