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Tränen beim Training mag kein Coach – weder auf noch neben dem Platz, ob durch ein grobes Foulspiel oder Streitereien in der Kabine verursacht. Auf der anderen Seite stehen sich sehr feinfühlige Spieler meist selbst im Weg und müssen in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden, um stabiler und selbstsicherer auftreten zu können.
Es geht darum, diesen sensiblen Heranwachsenden Vertrauen in sich selbst und in ihre Fähigkeiten zu vermitteln. Aber wie? Claus-Peter Niem coacht Trainer in Führungsfragen und gibt hilfreiche Tipps, denn wohl jeder Trainer kennt die Problematik. Und als Coach möchte man helfen. Wie tickt dieser Spielertyp und wie kann man umsichtiger darauf reagieren?
Sven ist neun Jahre alt. Seit acht Monaten nimmt er zweimal in der Woche am Training einer F2-Fußballjugend teil. Von Anfang an begegnete er seinem Trainer und den Mitspielern sehr schüchtern und verschlossen. Sven kennt nur wenige Kinder aus der Schule. Von Beginn an fiel es ihm schwer, zu den anderen Kontakte zu knüpfen. Bei Mannschaftsbesprechungen bringt er sich nie ein. Fragen des Trainers oder der Mitspieler beantwortet er immer leise und nur mit »Ja« oder »Nein«. Auf dem Fußballplatz lässt er den anderen gerne den Vortritt. Seine Schüsse sind zumeist sehr verhalten und kraftlos, seine gesamte Körperhaltung ist während der Übungen verkrampft. Nie fordert er den Ball während eines Spiels. Zweikämpfen geht er stets aus dem Weg. Manchmal wird Sven von seinen Mitspielern gehänselt, sodass er sogar in Tränen ausbricht. Auch bei Überforderungen im Training steht er schnell neben sich und fängt an zu weinen. In den ersten Wochen kam Sven regelmäßig zum Training – er wurde immer von seinen Eltern gebracht und abgeholt, obwohl er in unmittelbarer Nähe des Sportplatzes wohnt. In den letzten Monaten häufen sich die Ausfälle – meist wegen scheinbarer Belanglosigkeiten. Die Eltern überlegen, ob sie Sven wieder abmelden sollen und der Trainer fragt sich, wie es sich verhalten soll, wenn er einen Spieler hat, der...
Erziehen Sie Ihre Fußballer zur Selbstständigkeit. Verteilen Sie Aufgaben, die zum Selber-Tun und Sprechen anregen, die alleine oder auch mit einem Partner gelöst werden können. Würdigen Sie erledigte Aufträge. Denken Sie sich Zuständigkeiten für Ihre Kicker aus, damit sie Verantwortung zu übernehmen lernen. Ermutigen Sie auch einmal Ihre selbstbewussten Spieler zu gemeinsamen Übungen mit ängstlicheren Mannschaftskameraden. Schaffen Sie ein Trainings- oder Arbeitsklima, das den achtsamen und anerkennenden Umgang miteinander fördert. Dazu tragen feste Abläufe, Regeln und Rituale bei. Auf diese Weise geben Sie Ihren Spielern Sicherheit – und stärken ganz besonders das Selbstwertgefühl ängstlicher und sensibler Kinder. Ermutigen Sie alle in diesem Rahmen zum Argumentieren und Erzählen und binden Sie ganz besonders ängstliche Spieler mit in die Gespräche ein. So entwickelt sich auch bei den übrigen Spielern die Fähigkeit, sich in den anderen hineinzufühlen bzw. ihn anzuerkennen, denn Anerkennung der eigenen Person durch andere ist eine Voraussetzung zur Ausbildung von Individualität. Arbeiten Sie grundsätzlich mit den Stärken Ihrer Spieler und nie mit den Schwächen. Ersetzen Sie die Begriffe Schwäche oder Fehler durch den Satz »Das kannst du besser machen!« oder »Hier muss du dich noch verbessern!« Ziel ist es immer, das Selbstbewusstsein des einzelnen Spielers, das »Ich« zu stärken – und zwar durch Vermittlung von Eigenverantwortung, Selbstinitiative, gemeinsame Gespräche und durch Entwicklung von Selbstständigkeit sowie Sozialkompetenz der ganzen Gruppe, d. h., dass jeder Einzelne erkennt, dass er allein aufgrund seiner Persönlichkeit zählt und für das Team von Bedeutung ist – mit all seinen Stärken und Schwächen. Im Rahmen eines kleinen Trainingslagers ist es möglich, in einer Sitzung bzw. einem Seminar eine Art »Ich-Wand« anzulegen. Arbeiten Sie mit allen Spielern ihre individuellen Stärken heraus – die nicht zwangsläufig etwas mit Fußball zu tun haben müssen. Die Stärken können aufgeschrieben, aufgemalt oder ausgeschnitten werden, sodass abschließend eine persönliche Collage jedes einzelnen Spielers entsteht, die zu Hause aufgehangen und erweitert werden kann. Lassen Sie unbedingt die Kinder zu Wort kommen. Wenn die Mädchen und Jungen erst einmal das Miteinander gelernt haben, geben sie sich gerne gegenseitig Feedbacks bzw. finden vielerlei Stärken bei ihren Mitspielern heraus.
Zunächst bietet sich ein Gespräch mit seinen Eltern an. Erzählen Sie von Ihren Trainingseindrücken, fragen Sie nach den Ursachen für sein Verhalten bzw. seine Angst und erörtern Sie gemeinsam Lösungsstrategien. Um sich ein besseres Bild machen zu können, lassen Sie möglichst häufig die Eltern zu Wort kommen. Vereinbaren Sie dann gemeinsame Absprachen für die Zukunft. Damit Sven selbstständiger wird und lernt, auf andere zuzugehen, sollte er ohne seine Eltern und gemeinsam mit Mannschaftskameraden zum Training kommen. Klären Sie mit allen Kindern der Mannschaft, wer in der Nähe von Sven wohnt und gemeinsam mit ihm zum Training kommen kann. Fördern Sie seine Selbstständigkeit sowie das Übernehmen von Aufgaben und somit von Verantwortung. Schicken Sie ihn Hausmeister, um den Schlüssel für die Umkleidekabinen zu holen; lassen Sie ihn das Geld für den anstehenden Ausflug einsammeln, lassen Sie ihn ein Team wählen oder eine Übung vormachen, die er wirklich gut beherrscht usw. Achten Sie besonders darauf, offene Fragen zu stellen, auf die Sven mit ganzen Sätzen antworten kann. Auch das Vorstellen einer kleinen Hausaufgabe im Gesprächskreis zu Beginn des Trainings fördert das freie Sprechen vor einer Gruppe. Thema könnte beispielsweise die gesunde Sporternährung sein. Belasten Sie Sven nach und nach mehr, ohne ihn zu überlasten. Stärken Sie das »Ich« Ihrer sensiblen Spieler.
Weitere Tipps und Hinweise zur Betreuung Ihrer Mannschaft sind unter 'Themenverwandte Links' zusammengestellt.