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Die Schnelligkeit des 100-Meter-Läufers gliedert sich in eine schnelle Reaktion, einen explosiven Antritt eine möglichst hohe Grundschnelligkeit sowie eine sehr gute Schnelligkeitsausdauer. Auslöser der Laufbewegung ist der immer wiederkehrende Startschuss zu Beginn. Im Fußball hingegen ist die höhere Laufgeschwindigkeit nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem Ballgewinn im Laufduell. Wer kennt nicht den erfahrenen 35-Jährigen, der so manchen Jungspund in der Kreisliga schon richtig alt hat aussehen lassen?
Zur sogenannten Handlungsschnelligkeit gehören eben weitere Fähigkeiten, die im Übrigen wesentlich besser trainierbar sind als die eigentliche Schnelligkeit, die vornehmlich genetisch bedingt ist. Eine gute Antizipation bzw. ein schnelles Erkennen der Spielsituation ist hierfür schon einmal ein wichtiger Faktor. Der 100-Meter-Läufer weiß im Startblock genau, dass in den nächsten Sekundenbruchteilen der Startschuss erfolgt. Welche Situation jedoch im Fußball im nächsten Moment entsteht, ist derweil viel weniger deutlich.
Schließlich kommt es im Fußball auf zahlreiche Komponenten an, die im wahrsten Sinne des Wortes zusammen spielen, die sich gegenseitig bedingen. Das Gehirn zu trainieren, diese häufig wechselnden Situationen schnell wahrzunehmen und eine schnelle (möglichst richtige) Entscheidung zu treffen, ist von großer Bedeutung. Das immer wiederkehrende Erkennen von Situationen fördert zunehmend das Antizipieren. Das bedeutet: Wenn ein Spieler häufig das Entstehen von bestimmten Situationen miterlebt und diese verinnerlicht, so kann er ähnliche Abläufe nach einer Weile oftmals schon vorausahnen, bevor eine solche Situation eintritt. Er lernt zu antizipieren!
Auf etwas mit einer Entscheidung und daraus resultierend mit einer Folgeaktion zu reagieren, löst den zweiten Prozess aus, der den Effekt des Trainings der Handlungsschnelligkeit unterstützt: Der Spieler überprüft den Erfolg oder den Misserfolg seiner Entscheidungen unter den folgenden Kriterien:
Nur, wenn der Spieler alle drei Fragen positiv beantworten kann, hat er die jeweilige Situation bestanden. Konnte er die ersten beiden Fragen positiv beantworten, die gewählte Aktion brachte jedoch trotzdem keinen Erfolg, so gilt es, weitere Ursachenforschung zu betreiben:
Die zweite Antwort kann selbstverständlich viele Ursachen haben: Die eigenen technischen Fertigkeiten waren zu schwach, um die geplante Aktion auch richtig in die Tat umsetzen zu können. Vielleicht war auch der Gegner zu stark. Oder aber die Situation war nach allem Abwägen in dieser Konstellation nicht wirklich realistisch lösbar. Beantwortet der Spieler bei der Überprüfung seiner Aktion jedoch Frage 1 mit "ja", so steht für ihn ein gezieltes Training der Handlungsschnelligkeit auf dem Programm.
Hierbei gilt es, die Spieler immer wieder mit neuen spielgemäßen Aufgabenstellungen zu konfrontieren, die sie selbstständig lösen müssen. Der Trainer setzt dabei nur den Rahmen und provoziert geeignete Situationen, Hinweise zur Lösung gibt er nicht. Durch das stetige Prüfen ihrer Entscheidungen auf Erfolg oder Misserfolg lernen die Spieler, auch in der Komplexität des Fußballspiels immer wiederkehrende Situationsmuster zu erkennen. Häufiges Wiederholen sichert die Erkenntnisse der Spieler in den verschiedenen Situationen und bringt sie in die Lage, entstehende Situationen bereits im Ansatz zu erkennen. Diese Fähigkeit, das Antizipieren, ist für die Entwicklung der Handlungsschnelligkeit von großer Bedeutung. Zusätzlich verbessern die Spieler ganz nebenbei mit jeder Wiederholung auch die technisch-taktischen Elemente in den verschiedenen Situationen. Auch dies führt zu einer Beschleunigung in den Aktionen, was ebenfalls die handlungsschnelle Umsetzung geeigneter Aktionen begünstigt.
Doch mit welchen Mitteln kann der Trainer dafür Sorge tragen, dass in den Spielformen im Training stetig wechselnde Situationen entstehen? Mit gezielten Provokationsregeln kann er die Anforderungen im Training gegenüber denen im Spiel sogar noch erhöhen und die Frequenz der zu treffenden Entscheidungen aller Spieler deutlich steigern.
Geeignete Trainingsformen mit den oben genannten Steuerungskomponenten haben wir im zweiten Teil unserer Minireihe zur Handlungsschnelligkeit veröffentlicht (siehe 'Themenverwandte Links'). Außerdem stehen weitere interessante Beiträge zum Thema zur Verfügung.