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1. FSV Mainz 05: Kompaktheit stärken, Spiele gewinnen!

Der 1. FSV Mainz 05 zählte in der Bundesliga früh in der Saison zu den heißesten Kandidaten für den Abstieg in Liga zwei. Obwohl Sportdirektor Rouven Schröder über die letzten Jahre einen Kader mit vielen interessanten Spielern wie Moussa Niakhaté, Jeremiah St. Juste, Jean-Philippe Mateta und Robin Quaison zusammenstellte, schafften es die Mainzer nicht, das unbestrittene Potenzial abzurufen.

Schröder trat in der Winterpause zurück und machte Platz für das Rettungskommando, bestehend aus den Mainzer Urgesteinen Martin Schmidt, Christian Heidel und natürlich Cheftrainer Bo Svensson, der auf Jan-Moritz Lichte folgte. Für die Mission Klassenerhalt holten die Mainzer Verantwortlichen gleich drei durchschlagskräftige Spieler: Mit Danny Da Costa und Dominik Kohr kamen zwei Spieler aus Frankfurt, um die Defensivabteilung zu stabilisieren. Außerdem holte man Robert Glatzel aus Cardiff, der nach Matetas Abgang als "echter Neuner" die Alternative zu Routinier Adam Szalai und Youngster Jonathan Burkardt sein sollte.

Ungenutztes Potenzial ausschöpfen

Der Feinschliff in der Winterpause und die personellen Veränderungen sollten in der Rückrunde Früchte tragen: Zwar ging Svenssons Debüt als Cheftrainer beim FSV im Heimspiel gegen die Frankfurter Eintracht mit 0:2 verloren, doch spätestens nach dem 3:2 Erfolg gegen RB Leipzig war klar, dass man in Mainz den Abstiegskampf angenommen hatte. Fortan setzt Svensson auf ein 3-4-1-2, respektive 5-3-2. Der Transfer von Danny da Costa spielt für dieses System eine wichtige Rolle, da er als rechter Außenverteidiger mit einer Menge Durchschlagskraft für die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive sorgt. Den Gegenpart zu da Costa spielt auf der linken Seite meist Phillipp Mwene, der zu Beginn der Saison trotz mangelnder Alternativen auf den Außenverteidigerpositionen selten zum Zug kam. In der Hinrunde mussten in der Regel mit Niakhaté und St. Juste zwei gelernte Innenverteidiger positionsfremd eingesetzt werden, die somit ihrer Stärken beraubt wurden und indes ihre Schwächen offenbarten.

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Die Defensivreihe mit 3er/5er-Kette und der Doppelsechs ist gesetzt. Lediglich Bell wird ab und zu von Hack abgelöst, der ihn vom Rollenprofil 1 zu 1 ersetzt. Die drei Offensivspieler wechseln von Spiel zu Spiel. Onisiwo und Glatzel sind die ersten Alternativen für eine der beiden Positionen in der Spitze. Quaison übernimmt häufiger die Position hinter den Spitzen, kann aber auch eine Position weiter nach vorne rücken.

Selbstvertrauen durch defensive Stabilität

In der Hinrunde fingen sich die Mainzer 28 Gegentore. Derer elf allein in den ersten drei Saisonspielen. Svensson – seines Zeichens selbst Defensivspezialist – sah die Stabilisierung der Hintermannschaft als eine der ersten Baustellen und konstruierte erfolgreich ein effektives Bollwerk, das bislang "erst" 18 Gegentreffer hinnehmen musste.

Vorrangig liegt diese Steigerung wohl an den drei nominellen Innenverteidigern, die sich in ihren Fähigkeiten optimal ergänzen. Den zentralen Part der Dreierkette übernimmt in der Regel der groß gewachsene Stefan Bell. Dieser spielte – genau wie Mwene – in der Hinrunde so gut wie keine Rolle und entwickelte sich mit seiner Lufthoheit unter dem neuen Coach prompt zum Abwehrchef zwischen den beiden jungen und dynamischen Innenverteidigern Moussa Niakhaté und Jeremiah St. Juste.

Niakhaté zeigt vor allem mit Ball immer wieder seine Qualitäten im Spielaufbau und half mit drei Treffern und einer Torvorlage auch offensiv mit, die Wende einzuleiten. Er dribbelt mutig an und verschafft seinem Team so die Möglichkeit, frühzeitig nachzuschieben und Kompaktheit im Spiel auf "zweite Bälle" und beim Gegenpressing zu erlangen. St. Juste, der in erster Linie durch sein Tempo und Timing im Zweikampf besticht, beschränkte sich hingegen vorwiegend auf seine Ausputzerqualitäten und sicherte vorwiegend gegen Konter ab.

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Quaison setzt den Kölner Innenverteidiger unter Druck, sodass dieser sich gezwungen sieht, den Ball weit zu schlagen.

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Niakhaté verteidigt mutig nach vorne und nimmt den Exit-Ball aus der Kölner Innenverteidigung ins Dribbling mit. Kohr erkennt die Situation und begibt sich sofort in Position, um seinen Innenverteidiger im Falle eines Ballverlustes abzusichern.

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Niakhaté lässt noch einen Gegenspieler aussteigen und passt dann in Tiefe zu Mwene, der sich von der Außenlinie in den Rücken der Abwehr bewegt.

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Mwene macht sich mit Ball am Fuß auf den Weg zum Strafraumeck. Quaison läuft konsequent durch zum zweiten Pfosten, um hinter sich den Rückraum für den heraneilenden Barreiro frei zu machen.

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Die Hereingabe von Mwene erreicht Barreiro, der nicht zögert und flach rechts unten abschließt.

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Boëtius erzwingt den Pass nach vorn aus der Freiburger Verteidigung. Burkardt erkennt, dass der Raum zwischen den beiden Innenverteidigern nicht gesichert, sondern von Teamkollege Szalai besetzt ist.

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Mwene verteidigt entschlossen nach vorn und erobert den Ball. Szalai entscheidet sich wegzubleiben und bindet damit kurzfristig den Freiburger Sechser, der den Raum zwischen den Innenverteidigern schließen will. Boëtius übernimmt den Ball, Burkardt sucht den direkten Weg zum Tor.

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Boëtius spielt den Schnittstellenpass im richtigen Moment. Burkardt nutzt seinen Tempovorteil und läuft hinter die Kette ein.

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Burkardt scheitert aus kurzer Distanz mit links am Freiburger Torwart.

Überflieger unter dem Radar

Im Mainzer Mittelfeld schaltet und waltet neben Abräumer Dominik Kohr der junge Leandro Barreiro Martins. Für den Luxemburger ist es nun bereits die dritte Spielzeit im Profikader der Rheinhessen und die erste als Stammkraft. Als typischer Mittelfeld-Allrounder übernimmt er die "Box-to-Box"-Rolle und stellt so die direkte Verbindung zwischen Abwehr und Angriff her, während Kohr das Zentrum hält und Barreiros offensive Ausflüge absichert. Die guten Zweikampf-, Lauf- und Passwerte ergänzte der 21-jährige in dieser Saison um seine ersten zwei Bundesligatore.

Auch Jonathan Burkardt – ebenfalls 2000er-Jahrgang – etablierte sich in dieser Saison im Profikader und kann auf ebenso viele Joker- wie Startelfeinsätze zurückblicken. Für den vielseitig einsetzbaren Offensivakteur stehen aktuell zwei Tore und zwei Vorlagen zu Buche. Burkardt spielt vor allem im Spiel auf "zweite Bälle" eine wichtige Rolle. Können die langen Bälle aus der Mainzer Verteidigung nicht festgemacht werden, nutzt Burkardt seine "flinken Füße" um Abpraller zu erobern und bestenfalls in Torchancen umzuwandeln.

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Mwene schlägt eine Halbfeldflanke hinter die Bayern-Abwehr. Quaison und Burkardt laufen entschlossen ein und üben so Druck auf die Verteidiger aus.

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Burkardt erkennt frühzeitig, dass weder er noch Quaison den Ball erreichen werden. Er setzt sich folgerichtig ein Stück ab und spekuliert auf den "zweiten Ball".

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Burkardt trifft zur frühen Mainzer Führung.

Das Streben nach Glück

"Glück muss man sich erarbeiten!" ist ein Motto, das man sich inzwischen auch in Mainz auf die Fahne geschrieben hat. Svensson versucht nicht etwa, möglichst innovativ den Fußball zu verkomplizieren, sondern stimmt sein Team auf Basis einfacher Prinzipien und kurzer Wege innerhalb der Grundordnung auf die jeweiligen Gegner ein, ohne sich an diese anzupassen. Dieser mutige, selbstorientiere Ansatz resultierte zuletzt unter anderem sogar in einem Sieg über die Bayern.

Aus dem 3-4-1-2 wird dabei ohne große Umwege oder Asymmetrien gegen den Ball ein 5-3-2 oder im Angriff ein 3-3-4. Gerade offensiv zeichnen sich die Mainzer nicht unbedingt durch kreative Spielzüge oder ansehnliche Einzelaktionen aus, sondern erarbeiten ihre Tormöglichkeit kollektiv über einen möglichst direkten Weg zum Tor. Im letzten Drittel weichen sie dabei gern noch einmal auf den Flügel aus, um Platz in der Mitte zu schaffen, wo in der Regel mindestens zwei Abnehmer auf die Hereingabe warten. Zusätzlich rückt dann meist noch ein weiterer Spieler aus dem Mittelfeld nach, der im Zweifel den Abstauber verwandeln kann.

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Barreiros Lauf ermöglicht den Pass von St. Juste zu da Costa. Szalai macht sich sofort auf den Weg zum ersten Pfosten, um Platz im Zentrum zu schaffen. Mwene schiebt nach und rückt etwas ein.

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Barreiro und Szalai orientieren sich beide in Richtung Fünfereck, um dort ihre Gegenspieler zu binden. Die Flanke von da Costa ist jedoch für Onisiwo gedacht, der sich zum Elferpunkt absetzt. Boëtius und Mwene schieben nach und bereiten eine mögliche Rückeroberung vor.

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Die Flanke landet beim Berliner Innenverteidiger, der die Situation nicht optimal klärt. Mwene kann im Rückraum zunächst ungestört den Ball annehmen.

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Mwene wird zwar unter Druck gesetzt, hat aber genug Zeit seine Finte vorzubereiten und am Gegenspieler vorbei zu gehen.

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Mwene verwandelt ansehnlich ins rechte Kreuzeck.

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St. Juste passt quer zu Niakhaté, Mwene – zuvor sehr weit aufgerückt – setzt sich in Richtung Außenlinie ab, wo er jede Menge Platz hat.

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Niakhaté kann unbedrängt auf Mwene abspielen. Boëtius, der zuvor entgegengekommen war, dreht sofort ab und orientiert sich wieder nach vorn.

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Mwene hält mit dem Rücken zum Gegner den Ball und schafft es, sich mit einer Drehung um diesen herum zu befreien. In der Zwischenzeit startet Boëtius seinen Tiefenlauf in den Raum, den Mwene zuvor besetzt hat.

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Mwene passt die Linie entlang zum einlaufenden Boëtius.

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Boëtius gelangt mit dem Ball zum Strafraumeck. Von dort aus bringt er eine scharfe Hereingabe in die Mitte, die Onisiwo erlaufen kann.

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Den Querpass kann Onisiwo nahezu ohne Gegnerdruck einschieben.

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Mainz bindet mit vier Angreifern die gesamte Bielefelder Viererkette auf einer Seite. Während Onisiwo in die Mitte zieht, stößt da Costa in den freien Raum auf seiner rechten Seite vor.

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Onisiwo zieht die volle Aufmerksamkeit auf sich und nutzt den Moment, um den Ball quer zu da Costa zu spielen.

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Wegen eines nicht ganz sauberen ersten Kontakts verzieht da Costa beim Torabschluss und verfehlt das Ziel knapp.

Autor: Felix Melchers / Philippka