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In Deutschland leben aktuell rund 8,6 Millionen Menschen mit einer anerkannten Behinderung. Eine hohe Anzahl hiervon ist fußballbegeistert. Fußball ist die Sportart Nummer eins in Deutschland – ganz gleich ob bei Menschen mit oder ohne Behinderung. Daraus entsteht eine hohe gesellschaftliche Verantwortung für die Fußballvereine in Deutschland, die zugleich auch wichtige Chancen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung im Sinne der bewussten Übernahme dieser Verantwortung und der Nutzung für die Vereinsmarkenführung bietet.
Der Fußballsport ist ein Imageträger, der bestimmte Werte wie Anerkennung, Respekt und Fairness oder Gleichberechtigung transportiert. Durch das Engagement im Behindertenfußball kann dieser positive Imagetransfer zusätzlich mit sozialen Werten wie Toleranz und durch Attribute wie vital, lebendig und dynamisch aufgeladen werden. Viele Fußballvereine, die sich im Behindertenfußball engagieren, konnten bereits regionale oder nationale öffentlichkeitswirksame Preise und Ehrungen gewinnen. Zusätzlich stellen die Handicap-Teams für Fußballvereine ein besonderes Aushängeschild dar und dienen als Alleinstellungsmerkmale, um sich von anderen regionalen Klubs zu differenzieren. Ein Engagement im Behindertenfußball kann zu einer deutlichen Steigerung der Bekanntheit führen und zur Verbesserung des Vereinsimages beitragen.
Viele Sportvereine betrachten die Gewinnung und Einbindung von ehrenamtlichen Mitarbeitern als große Herausforderung für die Zukunft ihres Vereins. Kann ein Engagement im Behindertenfußball zur Bindung und Gewinnung von Mitgliedern und somit auch indirekt zur Verbesserung des Ehrenamtes beitragen? Das Engagement im Handicap-Fußball führt zu einer direkten Mitgliederbindung, was der Vorstand eines Vereins aus dem Raum Münster bestätigt: „Die Eltern müssen nicht kämpfen, dass ihr Kind mitspielen darf, dies zahlen die Eltern durch ein hohes Engagement zurück.“ Diese neue Form von Akzeptanz und Anerkennung für ihr Kind wird von den Eltern entsprechend honoriert, indem sie sich tatkräftig im Verein engagieren. Darüber hinaus fühlen sich auch die nicht direkt vom Engagement im Handicap-Fußball betroffenen Mitglieder stärker mit dem sozial aktiven Verein verbunden und sind stolz, dass sich „unser Verein“ auf diese Weise engagiert. Insbesondere stellt das Fußballangebot für Menschen mit Handicap jedoch eine große Chance zur Steigerung und Stabilisierung der Mitgliederzahlen des Vereins dar. Das hohe und teilweise ungenutzte Potential zur direkten Mitgliedergewinnung betont auch ein Verein aus dem Umkreis von München: „Wir müssen manche Kinder auf die Warteschleife setzen oder an andere Vereine verweisen, weil wir nicht genügend Trainer zur Verfügung haben.“
Die Finanzierung der Vereine stellt eine zentrale Herausforderung für Breitensportvereine dar. Sich attraktiv gegenüber Sponsoren darzustellen, ist eine große Chance zur
Generierung neuer Einnahmen. Vor allem innovative Konzepte, wie das CSR-Sponsoring (hier: Sponsoring von sozialen Projekten), besitzen großes Potential, da es wichtige Wirkungsvoraussetzungen, beispielsweise Glaubwürdigkeit, Verantwortungsbewusstsein oder Förderabsicht, erfüllt. In Verbindung mit einem Sportsponsoring können die positiven Attribute des Sports wie jung, dynamisch oder sympathisch genutzt werden. Die Symbiose aus CSR- und Sportsponsoring gewinnt zunehmend an Bedeutung. In der Praxis lässt sich die Theorie bestätigen. Viele Fußballvereine werden aufgrund ihres Engagements im Behindertenfußball von Unternehmen finanziell unterstützt. Häufig geschieht dies sogar auf Initiative des Unternehmens. Darüber hinaus führt das Projekt im Behindertenfußball zu einer erhöhten Bindung der vorhandenden Sponsoren. Das Engagement findet bei den Sponsoren große Anerkennung und dient als Bestätigung für die Unterstützung des ausgewählten Vereins.
Neben den aufgezählten Chancen bietet das Engagement für Menschen mit Behinderung innerhalb eines Fußballvereins noch weitere Möglichkeiten für eine positive Vereinsentwicklung.
Nachfolgendes Schaubild stellt einen Überblick über die Chancen des Behindertenfußballs für die Vereinsentwicklung dar:
Unabhängig von den genannten Chancen gibt es jedoch noch gewichtigere Argumente, um Vereine für ein Engagement im Behindertenfußball zu überzeugen. Die integrative Kraft des Fußballs schafft es, unbezahlbare Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen. Der Fußballsport als gemeinsamer Fixpunkt baut Brücken und verbindet die Menschen miteinander. Ein nachhaltiges Engagement im Behindertenfußball lohnt sich sowohl für den Verein als auch - und insbesondere - für die Menschen mit Handicap.
Weitere Informationen zu den Chancen des Behindertenfußballs für die Vereinsentwicklung finden Sie hier:
Kempf, N. & Germelmann, C.C. (2014). Wirtschaftliche Chancen des Inklusionsfußballs für Breitensportvereine. In A. Hildebrandt (Hrsg.), CSR und Sportmanagement (Management-Reihe Corporate Social Responsibility, S. 157–169). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.