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Wer neue Ehrenamtliche für seinen Verein begeistern möchte, muss sich in die Lage der Menschen hineinversetzen. Das klassische Ehrenamt als lebenslange Verpflichtung gibt es nicht mehr. Das „neue Ehrenamt“ ist gekennzeichnet durch zeitliche Befristung, Anpassung an die Lebenssituation und veränderte persönliche Motivationen. Das muss kein Problem sein, sondern eine Chance, weil dadurch neue Zielgruppen als potentielle Ehrenamtliche in den Fokus rücken.
Lernen Sie hier, welch große Potenziale in den Zielgruppen Mädchen und Frauen, Menschen mit Migrationshintergund, junge Menschen unter 30 Jahren und ältere Menschen ab 60 Jahren schlummern.
Die Gestaltung des „neuen Ehrenamtes“ bedeutet eine große Chance, verstärkt Mädchen und Frauen für ein freiwilliges Engagement zu gewinnen. Denn die Charakteristika des „neuen Ehrenamtes“ und Merkmale weiblicher Lebensentwürfe überlagern sich in vielen Aspekten. Gerade für den Mädchen- und Frauenfußball selbst wäre dies ein großer Gewinn, denn Frauen erleben ihren Sport anders und können daher eine zielgruppengerechte Gestaltung der Rahmenbedingungen besser gewährleisten. Die stärkere Einbindung und Förderung von Frauen ist zudem aktives gesellschaftspolitisches Handeln im Sinne der Chancengleichheit der Geschlechter. Offenheit sowie Zu- und Vertrauen sind hierbei wichtig.
Entscheidend wird nicht zuletzt sein, den vergleichsweise hohen persönlichen Aufwand von Frauen - insbesondere Müttern, z.B. Kinderbetreuung - bei der Übernahme eines ehrenamtlichen Engagements zu senken. Beispielsweise würde eine Kinderbetreuung im Verein ggf. den Babysitter zuhause ersetzen. Barrieren gilt es – auch im individuellen Gespräch – zu erkennen und möglichst abzubauen.
Fußball ist multikulturell und nicht zuletzt auch in solchen Migrantenmilieus populär, in denen traditionelle religiöse Lebensentwürfe und Bildungsbenachteiligungen charakteristisch sind.
Gerade Menschen aus muslimischen Kulturkreisen ist das Vereinswesen in seiner Logik der ehrenamtlichen Selbstorganisation relativ fremd und es bestehen Berührungsängste und insbesondere Hemmungen der Beteiligung.
Es empfehlen sich ggf. zunächst niedrigschwellige Aufgaben und, abhängig von der Tätigkeit, ein ausgeklügeltes System der Betreuung (Mentoring, Coaching). Ferner sind Kooperationen mit Migrantenorganisationen, kulturellen Vereinen, Schulen und Kommunen nahezulegen. Auch dies ist gesellschaftspolitisches Handeln im Sinne der Integration.
Das freiwillige Engagement bei den 14 - 29-Jährigen im Feld „Sport und Bewegung“, was zu 90% die Sportvereine betrifft, ist laut des letzten Freiwilligensurveys 2009 prozentual zwar nur leicht rückläufig, ein Verlust von 650.000 Engagierten in dieser Altersgruppe seit 2004 aber keineswegs unproblematisch.
Die Indizien sprechen dafür, dass veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen für den Rückgang hauptverantwortlich sind, auf die Sportvereine keinen Einfluss haben (G8, Ganztagsschule, zeitliche Anforderungen im Bachelorstudium). Prüfen Sie, inwieweit Kooperationen mit Schulen einen Zugang zum Engagement von Schülern in den Vereinen bieten können. Denn die grundsätzliche Engagementbereitschaft ist in dieser Altersgruppe keineswegs gesunken – im Gegenteil!
Sehen Sie in den sozialen Medien und im Internet keine Konkurrenz im Kampf um die knapper gewordenen zeitlichen Kapazitäten der jungen Menschen. Sie sollten die Möglichkeiten des Internets stattdessen selbst vielfältig nutzen und die jungen Leute am Computer „abholen“. Eine ansprechende Webseite mit innovativen Möglichkeiten der Information, Kommunikation und Selbstdarstellung sowie ein Zugang zu sozialen Medien sind zu empfehlen.
Verdeutlichen Sie den jungen Menschen die Chance, dass sie im Ehrenamt unschätzbare (Führungs-)Erfahrungen machen können und Kompetenzen erwerben, die nicht nur der persönlichen Entwicklung, sondern auch der beruflichen Karriere dienen.
Die Potenziale dieser Gruppe sind offensichtlich: verfügbare Zeit nach der Pensionierung und ein hohes Maß an Erfahrung und Know-how. Die Bedeutung der Einbindung dieser Gruppe angesichts der demografischen Entwicklung, der alternden Gesellschaft, liegt auf der Hand.
Die Probleme liegen häufig darin, dass entweder eine gewisse „Amtsmüdigkeit“ vorherrscht oder ältere Menschen gewissermaßen den Anschluss an die modernen Entwicklungen im Fußball (moderne Spielkonzepte, Wertorientierungen der jungen Leute, computergestützte Organisationsarbeit) verloren haben. Hier gilt es Barrieren zu erkennen, zu erfragen und Hilfen zu bieten (Computerschulung usw.).
Sie sehen, es lohnt sich, auch einmal über den Tellerrand hinaus zu schauen. Es gibt Gesellschaftsschichten, die im "klassischen" Ehrenamt noch deutlich unterrepräsentiert sind. Viele Mitglieder dieser Gruppen können tendenziell mit dem "neuen" Ehrenamt in Verbindung gebracht werden. Nutzen Sie ihr Potenzial!