Die Resonanz war gigantisch. Mehr als 1300 Personen aus dem Amateurbereich hatten sich zur Online-Session des DFB angemeldet, um einen Einblick in den Kinderfußball und die neuesten Informationen zu den veränderten Spielformen. In der 90-minütigen Veranstaltung hatten die zugeschalteten Trainer*innen, Eltern und Mitarbeiter*innen aus Verband, Kreis und Vereinen die Möglichkeit, sich mit den DFB-Experten Markus Hirte (Leiter Talentförderung beim DFB), Leon Ries (Abteilungsleiter Basisberatung und -entwicklung) und Florian Weißmann (Mitglied im DFB-Jugendausschuss und Beauftragter für den Kinderfußball) auszutauschen, Feedback zu geben und Fragen zu stellen.
Zu Beginn der Online-Session aus der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main legte Leon Ries dar, warum im Kinderfußball, den er als "Herzstück und Grundgerüst des Fußballs" bezeichnete, eine Reform vorangetrieben wird. An dem Pilotprojekt beteiligen sich mittlerweile alle 21 Landesverbände, es soll weiter intensiviert werden, sobald der Ball nach Beendigung des aktuellen sportlichen Lockdowns wieder rollen kann. Ziel sei es, so Ries, die Kinder in den Fokus zu rücken, dauerhafte Begeisterung für den Fußball zu erhalten, den Drop-out zu verringern und Wettkampfformate zu finden, die den unterschiedlichen Voraussetzungen der Vereine in ganz Deutschland gerecht werden.
Mehr Erfolgserlebnisse für die Spieler*innen
Wie dies vonstatten gehen soll, erfuhren die Teilnehmer*innen von Markus Hirte, der den "Spaß am Spiel" als Grundlage sieht "für alles, was danach kommt", und vertiefende Ausführungen zu den neuen Spielformen im Kinderfußball sowie den Bedürfnisse der Kinder lieferte. Auf den Nachwuchs werde durch die kleineren Spielfelder und geringeren Teamgrößen und vermehrten Ballaktionen. Hirte zeigte Ergebnisse von Studien, die klar nachweisen, dass es zu mehr Ballaktionen, mehr Dribblings, mehr Torerfolgen, mehr gelungenen Pässen - sprich zu mehr Erfolgserlebnissen für alle Spieler*innen komme.
Zum Abschluss der ersten Halbzeit der Veranstaltung legte Florian Weißmann als Mitglied des DFB-Jugendausschusses anschaulich dar, was für die Veränderung im Kinderfußball getan wird und gab einen Einblick in die Ergebnisse der ersten Evaluation der 56 Festivals zu den neuen Spielformen aus der Saison 2019/2020. Die Rückmeldungen aus der Praxis untermauern die von Markus Hirte vorgestellten Erkenntnisse und lieferten wichtiges Feedback zur Verbesserung der künftigen Organisation der Festivals.
DFB-Teampunkt-App als wertvolle Hilfe
Wertvolle Unterstützung für alle Vereine bietet hier die DFB-Teammanagement-App "TeamPunkt". Sie wurde im August 2020 um das Modul Kinderfußball erweitert, erleichtert die Organisation der Spielfeste und wird unter Einbeziehung des Feedbacks der Vereine stetig weiterentwickelt.
In der zweiten Halbzeit der Onlinesession wurde der Ball den Teilnehmer*innen zugespielt, die unter anderem folgende Themen bei den DFB-Experten zur Sprache brachten:
Widerspricht ein Sieben gegen Sieben in der E-Jugend nicht den Prinzipien des Kinderfußballs?
Markus Hirte: "Wichtig ist, dass der Entwicklungs- und Leistungsstand der Kinder dem Spielmodus entspricht. Wenn ich Kinder habe, die diese Entwicklungsstufen durchlaufen haben und die Komplexität des Geschehens aufgrund ihrer Erfahrungen erfassen können, dann widerspricht ein Sieben gegen Sieben nicht dem Entwicklungsstand. In der E-Jugend haben wir auch noch das Fünf gegen Fünf, da für jede Altersform auch alternative Wettbewerbsformen angeboten werden, weil nicht alle Kinder gleich weit entwickelt sind. Es ist die Aufgabe der Trainer, zu sehen, wie weit die Kinder sind, da das nicht immer eine Frage des reinen Alters. Von daher soll mit dem Zwei gegen Zwei, Drei gegen Drei, Fünf gegen Fünf hin zum Sieben gegen Sieben die Komplexität des Geschehens mit den Erfahrungen der Kinder steigen. Wichtig ist Flexibilität."
Sollen die Festivals parallel zum bisherigen Spielbetrieb stattfinden oder diesen ablösen?
Leon Ries: "Prinzipiell sind wir sehr von den neuen Spielformen überzeugt. Die Festivals finden derzeit parallel zum normalen Spielbetrieb statt. Wir glauben, dass wir noch viele Vereine dafür gewinnen können und haben den Anspruch, diese Festivals regelmäßig stattfinden zu lassen. Wir wollen allerdings niemandem vorschreiben, ab wann nur noch das neue System gelten soll. Deshalb führen wir diese Online-Sitzungen durch und gehen zu den Festivals, um immer wieder Feedback zu bekommen und den Kinderfußball gemeinsam mit euch als Vereinen und den Kindern weiterzuentwickeln. Wir hoffen, dass sich das System so durchsetzt, dass es zum Regelspielbetrieb wird."
Wie sollen die Teams eingeteilt werden? Nach Spielstärke, gemischt oder sollen Kinder in einzelnen Kleinteams von Spielfest zu Spielfest getauscht werden?
Florian Weißmann: "Die Spielformen sollen die Kinder zusammenführen, die auf ähnlichem Entwicklungsstand sind. Innerhalb der Mannschaften sollen homogene Teams gebildet werden. Beim Sieben gegen Sieben habe ich vielleicht ein bis zwei Topspieler*innen, sodass sich ein gewisses Leistungsgefälle in der Altersklasse ergibt, was vollkommen normal ist. Dieses Leistungsgefälle kann durch die neuen Spielformen abgemildert werden, sodass möglichst niemand den Anschluss verliert. Bei einem stärkeren Spieler im Team besteht immer die Gefahr, dass dieser das Spiel mehr oder weniger allein macht, davon wollen wir wegkommen. Wir wollen jedes Kind miteinbinden."
Leistet der DFB Unterstützung bei der Beschaffung der Tore?
Leon Ries: "Wir arbeiten daran, indem wir die Landesverbände finanziell unterstützen. Wenn sie an dem Pilotprojekt teilnehmen, dann bekommen sie vom DFB entsprechende Fördergelder, die sie dann dafür einsetzen können. Das Projekt Kinderfußball ist Bestandteil im neuen DFB-Masterplan, wo wir ebenfalls darauf achten werden, dass die Landesverbände von uns eine entsprechende finanzielle Unterstützung erhalten. Insgesamt stellen wir fest, dass die Landesverbände, die schon länger bei dem Projekt dabei sind, bereits Tore angeschafft und verbreitet haben. Teilweise gibt es auch Kreise mit einer Stelle, an der die Tore gesammelt und für die Festivals vom Kreisverband zur Verfügung gestellt werden. Wir wissen aber auch, dass die Anzahl der Vereine, die diese Tore brauchen, enorm ist.
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Was macht man, wenn es einen Run auf die Festivals gibt? Wenn man nur ein Team anmelden kann, dann bleiben wieder Kids auf der Strecke. Wie kann das verhindert werden?
Markus Hirte: "Indem wir mehr Festivals anbieten und indem sich dann, wenn es so kommt, dass diese Festivals schnell komplett ausgebucht sind, sehr viele Vereine dazu berufen fühlen, ebenfalls Festivals anzubieten oder den Fußballkreis darauf anzusprechen, als Organisator von mehreren Festivals aufzutreten. Das wäre eine traumhafte Entwicklung. In diesen Festivals stecken auch Chancen für die Vereine, die beispielsweise durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen eigene Tore finanzieren könnten."
Ihr wollt noch mehr wissen?
Vor wenigen Wochen hatte der DFB bereits eine digitale Sprechstunde zum Kinderfußball durchgeführt, denn obwohl Corona die Entwicklung des Kinderfußballs etwas gebremst hat, wurde die Zeit genutzt, um im Austausch mit Vertreter*innen aus Amateurvereinen den Kinderfußball weiter zu verbessern. Zu der Sprechstunde gibt es die komplette Aufzeichnung ebenso wie ein fünfminütiger Zusammenschnitt ausgewählter Aussagen.
Weitere Fragen und Antworten zu den neuen Spielformen im Kinderfußball sind im FAQ zusammengefasst. Alle Infos sind unter www.dfb.de/kinder zu finden. Für Fragen und Anregungen schreibt uns gerne jederzeit unter jugendfussball@dfb.de.