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Das Zeitalter der "Digital Natives" – So trotzt ihr den neuen "Teamkillern"

Im Zuge der wachsenden Globalisierung hat auch im Fußball der technologische Fortschritt Einzug gehalten. Sei es durch die Entwicklung der Torlinientechnik oder die Einführung des VAR (Video Assistent Referee) – innerhalb von Sekundenbruchteilen können Live-Sequenzen entcodiert werden. Doch der Fortschritt hat auch eine Kehrseite: Schon die Jüngsten kommen mit technologischen Neuerungen in Kontakt – von ihnen ist neudeutsch bereits als sogenannte "Digital Natives" (frei übersetzt: "Mit digitaler Technologie aufgewachsen!") die Rede. Durch diese Entwicklung ist auch die Trainertätigkeit einem Wandel unterworfen. Wir beschreiben, wie man dem begegnen kann.

"Digital Natives" im Sport

Kaum eine andere Person wird mit den "Digital Natives" so stark konfrontiert wie Trainer*innen im Juniorenbereich. Denn: Sie interagieren mit jener gesellschaftlichen Generation, die in/mit der digitalen Welt aufgewachsen ist und bei der sich alles ausschließlich um Technologie dreht. Dabei sind die permanente Erreichbarkeit und die Abrufbarkeit von Informationen für "Digital Natives" von zentraler Bedeutung. Ob Smartphones, Tablets oder andere Geräte mit unmittelbarem Zugang zum Internet – Junior*innen nutzen jegliche Medien um den Drang ihres steigenden Geltungsbewusstseins zu befriedigen. Dies gilt auch für den Nachwuchsfußball: Möchte man hier Feedback oder "Likes" generieren, so reicht es zumeist aus, kurze Clips oder einen Zusammenschnitt von Spielsqeuenzen im Netz zu platzieren. Und die Resonanz kommt sofort!

Kann der/die Trainer*in hier noch mithalten? Dies ist eine echte Herausforderung! Die Bedeutung einer Präsenz in der digitalen Welt der Spieler*innen geht laut einigen Forschungen zu diesem Thema häufig mit sinkender/mangelnder Aufmerksamkeits- und Geduldsfähigkeit der Junior*innen sowohl im Trainingsbetriebs aber auch bei Kabinenansprachen, Mannschaftsbesprechungen oder Übungserklärungen einher. Denn Junior*innen entscheiden gemäß ihren Gewohnheiten am Smartphone blitzschnell, was sie interessiert und was nicht. Sich im Alltag länger zu konzentrieren, fällt ihnen daher häufig schwer.

Trainingsprinzipien wie "Vom Leichten zum Schweren!" und "Vom Einfachen zum Komplexen!" bekommen vor diesem Hintergrund eine noch größere Bedeutung und müssen noch intensiver zum Einsatz kommen, um Jugendliche überhaupt noch innerhalb des Trainingsbetriebs abholen und behutsam auf die anstehenden Anforderungen vorbereiten zu können. Um dabei immer "up to date" zu sein, sollen sich Trainer*innen außerdem auch stetig mit ihren Schützlingen über die neuesten Entwicklungen in der digitalen Welt austauschen, um daraus sofort Schlüsse für das Wohl und Weh für den Fußball- und Teamalltag ziehen zu können.

Auswirkungen auf die sportliche Gemeinschaft

Bekanntlich gibt es auch bereits konkrete negative Auswirkungen auf den Sportbetrieb in den Vereinen: Die Mitgliederzahlen sinken und damit auch die Anzahl an Spieler*innen auf den Fußballplätzen im Land. Die Realität ist: Kinder und Jugendliche verzichten auf das Fußballspielen, um mehr Zeit ihrer digitalen Community widmen zu können. Die Folgen können schwerwiegend sein: Einerseits sehen sich Trainer*innen zalhreichen Verschiebungen bzw. Veränderungen der organisatorischen/administrativen Anforderungen ausgesetzt. Gleichzeitig klagen jedoch auch die Jugendlichen über eine mangelnde individuelle (pädagogische) Begleitung. Im schlimmsten Fall tritt eine Entwöhnung der Spieler*innen von mannschaftlichem Miteinander ein, und es entstehen teamschädliche Gruppendynamiken, die bis zur Auflösung des Teams führen können.

Statt Trainer*innen mittels Telefonanruf mit Informationen zu versorgen, sind Sprachnachrichten von Spieler*innen mittlerweile bereits Gang und Gebe und ersetzen größtenteils die persönliche Kommunikation. Dies gilt auch für die schriftliche Kommunikation: Im Zeitalter neuerer Kanäle wie z. B. WhatsApp usw. genügen Emojis oder gar Online-Abstimmungen ("Wer kann – bitte einfach Daumen hoch oder runter!"), um sekundenschnell Antworten zu übersenden und alle weiterführende Kommunikation bereits im Keim zu ersticken. Hierunter leidet auch das sportliche "Miteinander": Bei vielen Junior*innen sinkt das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Mannschaft sowie auch die Hemmschwelle, ein Training oder Spiel abzusagen.

Doch sind die Trainerinnen und Trainer dieser Entwicklung wirklich machtlos ausgeliefert, und müssen sie ihre Arbeit wirklich komplett den sich verändernden gesellschaftlichen Grundbedingungen anpassen? Was können sie tun, um Junior*innen auch weiterhin für den Mannschaftssport Fußball zu begeistern, ihr Gruppengefühl zu stärken und leistungsfordernde und -fördernde Strukturen aufrechtzuerhalten?

Komplexe Anforderungen an Trainer*innen

Für Trainer*innen gibt es auf diese Frage keine Patentlösung, denn schließlich ist auch nicht jede/r Jugendliche gleichermaßen von den negativen Einflüssen dieser Entwicklungen betroffen. Ein Ansatz kann auch weiterhin sein: Disziplin einfordern, Mentalität vorleben! Vor allen Dingen im Kinder- und Jugendbereich sollte dies durchaus noch möglich sein, denn wo, wenn nicht hier, kann man Spieler*innen noch entsprechend in ihrer Entwicklung prägen und fördern.

Hierfür können die Trainer*innen z. B. vor einer Saison einen Katalog mit klaren Regeln abstecken. Wichtig dabei ist, dass sich neben den Spieler*innen jedoch vor allem der Trainer selbst an die dort formulierten Anforderungen hält. Auch lassen sich mit Hilfe von klaren Richtlinien verschiedene Fragestellungen bereits beantwortet werden, noch bevor diese entstehen. Bei der von Eltern häufig gestellten Nachfrage, ob denn nun primär die Leistung oder die Trainingsbeteiligung für die Spielzeiten in der Mannschaft ausschlaggebend sind, könnte beispielsweise der Trainerhinweis genügen, dass die "Trainingsleistung" im Vordergrund steht. Gleichzeitig könnte der/die Trainer*in darauf verweisen, dass ein nicht absolviertes Training somit also zunächst einmal eine "nicht erbrachte Leistung" darstellt.

Handeln Trainer*innen dann auch getreu ihrer zuvor gesetzten Maßstäbe und berücksichtigen ihre kommunizierten disziplinarischen Konsequenzen, laufen sie keine Gefahr, einerseits die Weiterentwicklung der Spieler*innen einem kurzfristigen Ergebnisdenken unterzuordnen und behalten andererseits den Respekt innerhalb der Mannschaft und auch der Elternschaft. Klar: Die konkrete Ausprägung eines solchen Regelkatalogs hängt natürlich entscheidend auch vom individuellen Leistungsanspruch der betreffenden Mannschaft und ihrer Spieler*innen ab.

Wer es für angemessen erachtet, der kann Entschuldigungen für das Fernbleiben vom Trainings- oder Spielbetrieb persönlich am Telefon einfordern, um das Verantwortungsbewusstsein der Junior*innen zu steigern. Auch die Erstellung eines "Moralkompasses" in Absprache mit den Junior*innen kann die mannschaftliche Geschlossenheit stärken: Spieler*innen und Trainer*innen können hier gemeinsam eine Art "Vertrag" entwerfen, den alle unterschreiben. Dies schafft gegenseitiges Vertrauen und auch die persönliche Motivation jedes Einzelnen, dieses möglichst nicht zu enttäuschen.

Für den Fall, dass es im Saisonverlauf doch einmal zu abweichendem Verhalten von Spieler*innen kommen sollte, sollte das Team bereits vor Beginn der Saison auch die Konsequenzen bereits festgelegt haben. Dabei sollte man als Trainer*in jedoch stets auch einen Spielraum für Ausnahmesituationen im Auge behalten. Die Möglichkeiten, auf die aktuellen gesellschaftlichen Strömungen der "Digital Natives" einzuwirken, sind also mannigfaltig! Welchen Weg Sie als Trainer*in dabei einschlagen wollen, können Sie frei wählen!