Aktuell technische Probleme bei FUSSBALL.DE.
An der Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet.
Wir bitten um euer Verständnis.
Blickt man auf die Weltspitze im Fußball, nutzen die Teams dort unterschiedliche Stilmittel, mit denen sie Spieler*innen entwickeln und im Wettkampf erfolgreich sein wollen. Während die einen auf ein aggressives Pressing und den Umschaltmoment schwören, wird andernorts mehr Wert auf den eigenen Ballbesitz gelegt. Sinnbildlich dafür: der FC Barcelona in Zeiten, als Pep Guardiola dort noch Trainer war. Im wöchentlichen Rhythmus konnte man damals Spielern wie Xavi, Iniesta, Busquets oder auch Messi zusehen, wie sie den Gegner fast mühelos schwindelig spielten. Dutzende Trainer*innen wurden durch diese dominante Spielweise inspiriert, ihre Strategien zu überdenken.
Ein intaktes Kurzpassspiel ist nicht nur ein probates Mittel, um mannschaftliche Erfolge zu erzielen, sondern es schult auch die Fähigkeiten von Spieler*innen im Umgang mit dem Ball unter Druck. "Der schnellste Mann auf dem Platz ist der Ball!" heißt es immer. In der Tat: Mit einem guten Pass ist es leichter, schnell Räume auf dem Feld zu überbrücken und in torgefährliche Bereiche des Gegners vorzustoßen, als mit jedem Dribbling. Dabei gelten einige Grundprinzipien, die beim Kurzpassspiel berücksichtigt werden sollten:
1. Geeignete Passdistanzen herstellen!
Verglichen mit anderen technischen Handlungen auf dem Spielfeld, besitzt das Passspiel eine Besonderheit: die Abhängigkeit von Mitspieler*innen, die als Passempfänger*innen Aufschluss über die Qualität der Aktion geben. Pässe (egal, ob kurz oder lang) gelten im Allgemeinen als gut, sofern Genauigkeit und Schärfe der Aktion, die jeweiligen Empfänger*innen bestmöglich in Szene setzen. Neben einem technisch sauber ausgeführten Pass, ist es vor allem die Positionierung der Anspielstationen, die über Erfolg und Misserfolg des Zuspiels entscheiden. Je geringer die Distanz, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Ball Mitspieler*innen erreicht und diese ihn auch kontrollieren und zielgerichtet verarbeiten können.
2. So präzise wie möglich passen!
Für Spieler*innen gilt innerhalb der (Druck-)situationen, dass das Zuspiel so präzise wie möglich erfolgt. Können freie Mitspieler*innen angespielt werden, bietet sich der Pass auf den vorderen Fuß an, wohingegen Spieler*innen mit unmittelbaren Gegnerdruck das Zuspiel eher auf dem gegnerfernen Fuß benötigen, um den Ball besser abschirmen und sichern zu können. Dies gilt auch, wenn sich Spieler*innen zwischen den Ketten im freien Raum bewegen. Das genaue Anspiel auf den situativ richtigen Fuß ist ein elementarer Baustein für die erfolgreiche Umsetzung des Kurzpassspiels.
3. So scharf wie nötig passen!
Stimmen Passdistanz und Passgenauigkeit, sollte zu guter Letzt die nötige Schärfe berücksichtigt werden. Viele Angriffe ersticken im Keim, da fehlende oder zu viel Schärfe im Pass die weitere Spielfortsetzung oder den gezielten Torabschluss unmöglich macht. Daher sollte nur so "scharf wie nötig" gespielt werden. Das vergrößert den Handlungsspielraum bei der Entscheidungsfindung für die jeweilige Anschlussaktion.
Die Anwendung dieser technischen Grundprinzipien für das Kurzpassspiel findet in jeglichen Spielphasen statt und hat somit immer auch einen taktischen Bezug. Wer beispielsweise gegen einen hoch verteidigenden Gegner flach hinten raus kombinieren will, kann mit einem kontrollierten Kurzpassspiel Gegenspieler*innen aus ihren Positionen locken und die frei werdenden Räume in deren Rücken bespielen. Dafür ist natürlich neben einer hohen technischen Qualität auch eine gewisse Druckresistenz unerlässlich, um gefährliche Ballverluste kurz vor dem eigenen Tor weitestgehend auszuschließen.
Für die erfolgreiche Konzeption des Spielaufbaus mit kurzen Pässen sind sowohl verschiedene Passdistanzen als auch präzise Anspiele von Nöten. Ist die Distanz gering genug, so wird das Anspiel mit hoher Wahrscheinlichkeit bei dem/der jeweiligen Mitspieler*in ankommen. Allerdings sollten die Distanzen variieren um auch weiträumigere Flachpässe zu ermöglichen. So können größere Räume überbrückt und Gegner*innen überspielt werden.
Auch gegen tief stehende Gegner hat das Kurzpassspiel seine Vorzüge. Kurze, schnelle Passkombinationen können Lücken in den gegnerischen Mannschaftsteilen hervorrufen und diese somit vor immer neue Aufgaben stellen. Druckvolle Pässe – gerade im Vertikalspiel durch das Zentrum – fordern gegnerische Verteidiger*innen dazu auf, nach vorne zu verteidigen. Die hinter der Abwehrkette des Gegners entstandenen Räume, können wiederum durch präzise Pässe in die Tiefe – zum Beispiel nach einer Steil-Klatsch-Aktion – genutzt werden.
Im Grunde gibt es drei Spielfeldachsen bzw. Spielrichtungen, mit denen wir uns maßgeblich befassen. Pässe in die unterschiedlichen Spielrichtungen haben dementsprechend auch unterschiedliche Effekte auf das Spiel. Mit einem vertikalen Pass – also parallel zur Seitenauslinie gespielt – lässt sich auf direktem Weg ein deutlicher Raumgewinn erzielen. Allerdings sind diese Zuspiele nicht nur technisch besonders anspruchsvoll zu spielen, sondern andersrum auch verhältnismäßig einfach zu verteidigen, weil der gegnerische Abwehrblock nur nach vorne oder hinten schieben muss. Horizontale Pässe – also solche, die parallel zur Mittellinie gespielt werden – erreichen das genaue Gegenteil: Keinen Raumgewinn, dafür aber eine seitliche Verschiebung des gegnerischen Defensivverbundes mit der Chance, dass sich in diesem eine Lücke auftut.
Die diagonale Spielrichtung kombiniert die Vorteile der anderen beiden Möglichkeiten und kürzt die Schwächen quasi raus. Denn mit dem diagonalen Pass lässt sich offensichtlich vorwärts spielen und somit Raumgewinn erzielen. Gleichzeitig muss der gegnerische Abwehrblock auch seitlich verschieben, um Ball und torgefährliche Räume verteidigen zu können. Das Problem: Der Ball muss einen weiten Weg zurücklegen, um diese positiven Effekte zu erreichen. Dabei muss er logischerweise auch an möglichst vielen Gegenspieler*innen vorbeigebracht werden. Mit einem flachen Pass würde dabei die Wahrscheinlichkeit steigen, dass der Ball hängenbleibt und eine gefährliche Kontermöglichkeit entsteht. Daher werden diagonale Pässe meist als Flugbälle gespielt, die bestenfalls hinter der gegnerischen Abwehrkette landen.
Kurzpassspiel und lange Bälle haben jeweils ihre ganz eigenen Vorzüge. Am Ende kommt es auf die richtige Mischung an: Wer ein geduldiges und technisch sauberes Kurzpassspiel aufziehen kann, wird es einfach haben, den Gegner auf die eine Seite des Spielfeldes zu locken und dort zu binden. Kommt dann noch die Fähigkeit zu gezielten langen Bällen hinzu, lässt sich das Spiel prima auf die andere Seite verlagern, um dort schließlich Überzahlsituationen zu erzeugen und diese zielstrebig auszuspielen. Durch die plötzliche Verlagerung und den damit verbundenen Tempowechsel hat es der Gegner schwer, die defensive Ordnung zu halten – eine ideale Voraussetzung, um Räume im Rücken der Gegner zu nutzen und tiefe Läufe abseits des Balles zu starten.
Anschauliche Beiträge inklusive detaillierter Szenenanalyse zum Thema "Locken und Verlagern" findet ihr unter den themenverwandten Links.