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Die Lockdown-Phase ohne Mannschaftstraining gibt den Trainern die Gelegenheit, auch die eigene Spielphilosophie einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Hier gilt es, gezielt Eindrücke zu sammeln. Auch das bewusste Schauen von Spielen aus dem Profibereich kann hilfreich sein. Heute stellen wir das Offensivspiel des SC Freiburg näher vor.
Nach einem durchwachsenen Saisonstart (6 Punkte aus 8 Spielen) hat sich der SC Freiburg gefangen und ist mittlerweile seit sieben Spielen ungeschlagen. Dabei konnten sie die letzten fünf Spiele für sich entscheiden – neuer vereinseigener Bundesligarekord! Der Umschwung gelang unter anderem mit dem Systemwechsel vom 4-4-2 zum 5-2-3 bzw. 3-4-3, wodurch die Freiburger ihre Defensive sowie die Offensive gleichermaßen stabilisieren konnten.
In vielen Phasen bauen die Breisgauer kontrolliert und mit Flachpässen aus der Abwehr heraus auf. Generell ist das Ballbesitzspiel von einer gewissen Ruhe geprägt, die durch viele kürzere Pässe mit Rhythmuswechseln von der Ballzirkulation hin zum zielgerichteten Vertikalspiel sowie dem gezielten "Überladen" einer Zone bestimmt wird. Doch der SC nutzt auch lange Pässe ins vordere Drittel, die auf den Gewinn zweiter Bälle abzielen. Wenn das gelingt, suchen die Freiburger mit Hilfe von kurzen Dribblings, schnellen Kombinationen und Verlagerungen einen schnellen Angriffsabschluss.
Die enge Struktur des Spielaufbaus verleitet den Gegner, die Außen- oder Halbspuren zu öffnen. Erfolgt ein Zuspiel in diese Räume, verschärft Freiburg das Tempo und attackiert mit variablen Lösungen – wie z. B. Doppelpässen, einem 1 gegen 1 oder einer Verlagerung – den Raum im Rücken des Gegners. Gelingt in der Außenspur ein Durchbruch hinter die Abwehrreihe, sind flache Hereingaben ein vielgenutztes Angriffsmittel. Diese werden je nach Situation in den Rückraum oder parallel zur Grundlinie gespielt. Flache Zuspiele ermöglichen dem Passempfänger eine schnelle Kontrolle und Präzision im Abschluss.
Schlotterbeck dribbelt an einem Gegenspieler vorbei und kreiert eine 3-gegen-2-Überzahl, wobei Kwon und Santamaria sich bereits seitlich abgesetzt haben. Schlotterbeck passt zu Santamaria, der Kwon in den Lauf spielt.
Kwon setzt das Spiel mit einem Dribbling entlang der Seitenlinie fort, woraufhin sich die Hoffenheimer Abwehrlinie nach hinten absetzt. Gleichzeitig startet Demirović einen Bogenlauf und fordert einen Pass in die Tiefe, den Kwon auch spielt.
Durch den Bogenlauf konnte sich Demirović von Vogt absetzen und den Ball erlaufen. Mit dem ersten Kontakt dribbelt er in den Strafraum, während Grifo und Günter im Sprint nachrücken.
Im gegnerischen Strafraum besetzt Günter den ballfernen Raum, Grifo setzt sich in den Rückraum ab. An der Grundlinie – und kurz vor der Verteidigungsaktion von Vogt – versucht Demirović, den einlaufenden Günter anzuspielen. Adams verhindert das Zuspiel, lenkt den Ball jedoch ins eigene Tor.
Christian Streichs Freiburger zeichnen sich seit jeher durch ein intensives und flexibles Pressing aus, wodurch sie unwillkürlich eine Qualität im Konterspiel benötigen und auch besitzen. Nach Ballgewinnen werden die Umschaltaktionen schnell und in die Tiefe ausgespielt, sowohl von dem jeweils Ballführenden als auch von den Spielern ohne Ball. Hierbei überzeugen sie mit einer ausgeprägten Mentalität, den Konter "mitzulaufen" und einer konsequenten Zielstrebigkeit in ihren Aktionen. Generell achten sie darauf, Spieler mit einem vorwärts gerichteten bzw. "offenen" Sichtfeld anzuspielen, wodurch sie das Tempo stets hochhalten können. Daher ist das Spiel über den Dritten ein wichtiges taktisches Element.
Schlotterbeck, der sich frühzeitig aus der Kette gelöst hat, setzt Harit bereits bei seiner Annahme unter Druck. In dem Moment, in dem sich Harit mit einem Dribbling nach vorne lösen möchte, "packt" Schlotterbeck zu, erobert den Ball und setzt das Spiel mit einem Dribbling fort.
Mit dem Dribbling laufen Petersen und Sallai in die Tiefe. Kurz bevor Schlotterbeck von den ballnahen Gegenspielern unter Druck gesetzt wird, passt er zu Petersen ins Zentrum, der die Situation frühzeitig wahrnimmt.
Aufgrund des Diagonalpasses kann Petersen das Tempo hochhalten und direkt zu Sallai weiterleiten, der im passenden Moment den Raum im Rücken der Abwehr anläuft. Sallai erläuft das Zuspiel und dribbelt mit hohem Tempo in Richtung Gegner-Tor.
Im Strafraum schließt Sallai auf das Tor ab. Der Torschuss wird jedoch im letzten Moment vom heranstürzenden Kabak geblockt.
Eine weitere Stärke des SC Freiburg sind die offensiven Standards. Von ihren insgesamt 28 Ligatoren haben die Freiburger sechs Tore nach einem ruhenden Ball erzielt. Elfmetertore sind hiervon ausgenommen, die mit weiteren vier Toren zu Buche schlagen. Wie auch bei gruppen- und mannschaftstaktischen Abläufen im laufenden Spiel verfügt das Team über eine Vielzahl von einstudierten Varianten. Dabei nutzen sie bevorzugt Blocks, um Zielräume zu öffnen oder offen zu halten, sowie die "Blindside" – der Bereich außerhalb des Sichtfeldes – der Verteidiger.
Eckball SC Freiburg: Hertha BSC verteidigt in einer Mischung aus Raum- (graue Kreise) und Manndeckung (weiße Kreise). In dieser Variante besetzen die Breisgauer den Raum vor dem Torwart und den Rückraum, während ein Mitspieler zentral vor den Strafraum absichert und ein Spieler dem Standardschützen entgegen kommt.
Mit dem Anlauf von Grifo (4) zieht Jong (1) seinen Gegenspieler aus dem Zentrum in den Raum vor den ballnahen Pfosten. Gleichzeitig laufen Höler (3) und Gulde (2) aus dem Pulk des Rückraums in die Zone zwischen den beiden Raumverteidigern.
Dabei bindet bzw. blockt Höler (3) seinen direkten Gegenspieler und den ballfernen Raumverteidiger, der dadurch nicht zum Ball herausrücken kann. Gulde (2), der bereits einen Vorsprung zu seinem Gegenspieler hat, attackiert zielstrebig den Raum vor Höler (3).
Durch den zuvor gesetzten Block und seinen Bewegungsvorsprung kann Gulde (2) die Hereingabe mit einem Kopfball in die ballferne Ecke verwerten.
Wer sich für mehr taktische Inhalte aus dem Profibereich interessiert, für den haben wir unter "Themenverwandte Links" die bisherigen Analysen der Vereine Borussia Mönchengladbach, RB Leipzig, SpVgg Greuther Fürth, VfB Stuttgart, FC Augsburg und Union Berlin angehängt.
Autor: Christopher Toetz / Philippka